Rezension

Die Lembergs I *****

Böhmische Hoffnung -

Böhmische Hoffnung
von Karin Lindberg

Bewertet mit 5 Sternen

Die Lembergs sind eine angesehene Unternehmerfamilie und betreiben mehrere Webereien in Böhmen. Aufgrund der Wirtschaftskrise und der Bevorzugung von Tschechen gegenüber den Sudetendeutschen verschlechtert sich jedoch im Jahre 1937 die finanzielle Lage des Betriebs. Wie es die Zeit so will, soll der älteste Sohn Ferdinand einmal die Firma übernehmen, der jedoch gerät ständig mit Vater Carl in Meinungskonflikte, Tochter Alba brennt für die Technik, das aber geziemt sich nicht für eine junge Dame. Und auch die beiden jüngeren Geschwister Charlotte und Kilian haben es nicht immer leicht, obwohl sie im Gegensatz zu den Arbeitern oder gar Arbeitslosen im Lande sehr privilegiert aufwachsen.

Mit der Dampflok begleiten wir Alba Richtung Heimat und lernen dort alsbald die Mitglieder der Familie Lemberg kennen. Locker und beschwingt schildert Karin Lindberg die winterliche Landschaft und beschreibt sehr ausführlich ihre überaus lebendigen Figuren. Schnell fühlt man sich beim Lesen mittendrinnen im Geschehen und kann sich auch sehr gut in die eine oder andere Person hineinversetzen. Ganz anders als heute sind die Lebensbedingungen – Frauen kümmern sich um Haus und Kinder, die Männer schaffen das Geld heran, Standesunterschiede sind unüberbrückbar und Menschen sind je nach Herkunft mehr oder weniger wert. Aber Halt! Ist das wirklich so anders? Recht anschaulich führt uns die Autorin die Probleme der damaligen Zeit vor Augen, wobei man durchaus Parallelen sehen kann zu früheren, wie auch späteren Jahrhunderten. Politische und gesellschaftliche Einzelheiten fließen gekonnt in die Handlung ein und untermalen die ganz persönlichen Probleme der Figuren auf recht passende Art und Weise. Die Informationen sind in ihrem Ausmaß klug gewählt, sodass man viel erfährt und die Geschichte gleichzeitig kurzweilig bleibt. Häufig wechselnde Szenen und die Sichtweise unterschiedlicher Lemberg-Personen tragen ihrerseits dazu bei, ein umfassendes Bild der Zeit zu liefern.

Mir hat es wieder unglaublichen Spaß bereitet, durch die Zeilen Karin Lindbergs in die Ferne zu reisen. Der Mix aus realem Hintergrund und der fiktiven Lemberg-Saga ist überzeugend und so heißt es nun geduldig auf die Fortsetzung zu warten, denn fast jeder in Band Eins hütet irgendein Geheimnis, welches auf alle Fälle gelüftet werden muss. Ich gebe für den Start schon einmal fünf Sterne samt Leseempfehlung!