Rezension

Der Zweck heiligt nicht jedes Mittel

The First Lie
von A.J. Park

Bewertet mit 3 Sternen

Zum Inhalt:
Paul ist auf der Erfolgsspur; die Ernennung zum jüngsten Richter aller Zeiten nur noch eine Formsache. Doch als er nach Hause kommt, findet er seine Frau Alice blutüberströmt vor. Sie hat einen Mann getötet, der seinerseits Mord im Sinn hatte - bewaffnet mit einem Klavierdraht. Um seine Karriere nicht zu gefährden, beschließt Paul, die Polizei uninformiert zu lassen und sich selbst um die Leiche zu kümmern. Und das ist die erste Stufe Richtung Untergang.

Mein Eindruck:
A. J. Park beginnt großartig. Die Beschreibung der Tat und der darauffolgenden Umstände jeweils aus der Sicht von Paul, Alice und den ermittelnden Beamten (es gibt einige Morde mit Klaviersaiten) bringt Schwung in die Geschichte, die seelischen Qualen sind wunderbar geschildert. Das Stilmittel der wechselnden Hauptperson erhöht die Spannung, die Leserschaft zweifelt, ob sie die Aufklärung der Tat wünscht oder nicht.
Leider verfällt der Autor dann dem Drang, seinen guten erzählerischen Bogen zu überreizen, die Fallstricke, die er für die Beziehung der ‚Partners in Crime’ auslegt, sind derer nicht nur zu viele, - sie werden irgendwann total unglaubwürdig. Vor allen Dingen die Figur der Alice agiert und denkt teilweise so neben der Spur, dass sie sämtliche Sympathien verspielt. Und auch die Handlungen von Paul werden immer abstruser, - seelische Nöte hin oder her. Das Ende ist dann zwar folgerichtig, kann aber ganz und gar nicht versöhnen und hinterlässt einen schalen Beigeschmack.
Und so bleibt man zwiegespalten: Soll man dem guten Stil und dem bravourösen Beginn huldigen oder soll man über das Ende und die absurde Charakterentwicklung der Protagonisten den Kopf schütteln? Die Antwort kennt der Autor mit einem hoffentlich bald folgenden Band, bei dem die Ermittler gerne eine Rolle spielen dürfen. Sie waren die Figuren, die am verständlichsten agierten.

Mein Fazit:
Vorne hui, hinten pfui