Rezension

Der böse Klang der Schwalbe

Der Klang der Schwalbe - Uta Baumeister

Der Klang der Schwalbe
von Uta Baumeister

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Zwangsarbeiter zur damaligen Zeit in Deutschland. Eine wahre Geschichte die sehr berührt und nahe geht. Auf jeden Fall zu empfehlen.

Der 18jährige Niederländer Ruurd versteckt sich mit seiner Freundin bei Verwandten, er möchte dem Arbeitsdienst der SS entgehen. Doch dummerweise wird nicht nur er verraten, sondern auch einig andere mehr die auf den umliegenden Bauernhöfen neben Arbeit, Schutz gefunden hatten. Für Ruurd beginnt im Sommer 1944 noch eine Odyssee durch die Niederland hin zu einem Zwangsarbeiterdienst in Deutschland. Doch viele Deutsche die in den umliegenden Dörfern leben können und wollen diese Umstände der Zwangsarbeiter nicht hinnehmen und versuchen zu helfen..

„Ruurd war ein stiller junger Mann, der sich bei allem Neuen zunächst abwartend zeigte. Darum empfand er es als merkwürdig, dass er nun ein Untergetauchter war. Und doch war er ein wenig stolz darauf, so mutig zu sein, und fasste die neue Situation als Abenteuer auf.“ (Seite 9)

Dieses Buch sticht für mich hervor weil es erstmal eine wahre Begebenheit erzählt, denn den Niederländer Ruurd gab es wirklich und dies ist seine Geschichte. Wir wissen viel von den Konzentrationslagern, von den Zwangsarbeitern, dem Mord und dem Tod durch die Naziherrschaft, aber wie erging es den Menschen die im heutigen Europa gefasst und verhaftet wurden? Was hieß es hier einen Zwangsarbeiter „abgeben“ zu müssen?

 Der Schreibstil ist sehr angenehm, Ruurd hatte ich sehr schnell in mein Herz geschlossen und auf der einen Seite konnte ich seinen Einsatz der Verweigerung verstehen und fand ihn mutig, auf der anderen Seite weiß man heute aber was dies bedeuten konnte. Die Autorin kann die Stimmungen die damals alle aufkamen, der Krieg im Sommer 1944, sehr gekonnt und authentisch hervorheben.

Neben Ruurd lernen wir noch Trudi und ihre Familie kennen. Sie leben in den kleinen Ortschaften die nun das Projekt „Schwalbe 1“ unterstützen sollen – die Regierung Adolf Hitler möchte hier ein unterirdisches Hochdruckhydrieranlage bauen die Treibstoff herstellen soll. Denn die Alliierten haben viele wichtige Industriezweige zerstört. Hier sollen Tausende von Zwangsarbeitern eingesetzt werden, unter ihnen auch Ruurd.

Ich fand diese Sichtweisen so interessant und bewegend, auf der einen Seite Ruurd der unter den Bedingungen sehr litt, auch was den Verlust von Kameraden und dem einfachen aber schönen Leben angeht. Auch die Sichtweise auf die deutsche Gesellschaft war gut dargestellt, denn nicht alle waren Nazis.

Trudi riskiert mit ihren Ansichten, mit dem Zustecken von Lebensmitteln bei den Zwangsarbeitern täglich ihr Leben und doch will sie darauf nicht verzichten. Viele denken wie Trudi und halten sich im Schatten. Und dann riskiert Trudi ihre Familie, ihren Sohn, um ein Leben zu schützen und zu retten.

Beide Seiten wechseln sich ab, sie treffen so nie aufeinander und doch sind sie miteinander verbunden. Ich habe den Mut von Ruurd bewundert, aber auch den von Trudi, denn es zeigt dass Menschlichkeit und Empathie immer noch das Wichtigste sind. Auch in schlimmen und sehr dunklen Zeiten.

Das Buch muss sich hinter anderen Büchern der gleichen Thematik in keinster Weise verstecken, denn diese Geschichte geht ebenso nahe und berührt wie all die anderen Geschichten. Sie zeigt auf wie unmenschlich diese Zeit der Geschichte war, wie düster die Kapitel und was viele Menschen unter den Nazis verloren haben oder auf was sie verzichten mussten.

Für mich hat die Autorin ein sehr bewegendes und gut umgesetztes Bild der Zwangsarbeiter zur Zeit den Zweiten Weltkrieges im heutigen Europa verfasst und dadurch dass Ruurd dies alles erleben musste, wirkt das Buch noch sehr lange nach.

Ich empfehle dieses Buch unbedingt weiter.