Rezension

Das waren Helden!

Der letzte Paladin - Richard Dübell

Der letzte Paladin
von Richard Dübell

Bewertet mit 5 Sternen

Und wieder habe ich ein Stück Geschichte genossen … von einem Erzähler, der sein Handwerk versteht!

Ich lese gerne Heldengeschichten und habe mich von Richard Dübell in das Reich von Karl dem Großen entführen lassen. Ein tolles Cover, eine wunderschöne Widmung am Anfang, die mich sofort angesprochen hat, eine Liste der historischen Orte, die Richard Dübell bei ihrem alten Namen nennt und eine Erklärung der historischen Titel. Das sind die Leckerbissen, mit denen ich schon vor dem Lesen verwöhnt werde.

Nach einem Prolog, der mir ziemlich nahe ging, geht Richard Dübell ein halbes Jahr zurück in den Frühling 777 und stellt mir nach und nach seine Helden in diesem Buch vor. Im Hinterkopf hatte ich die ganze Zeit den tragischen Ausgang aus dem Prolog und das hat die ganze Geschichte für mich noch intensiver gemacht. Richard Dübell hat eine spannende und aufwühlende Geschichte um das Rolandslied herum gebaut. Im Nachwort erfahre ich, was der Phantasie des Autors entsprungen ist und was wirklich so passiert ist.

Der erste Satz wird dann auch direkt zu einem meiner Lieblingssätze: „ Die Nacht verwandelte den Wald in ein schwarzes Meer und die Bergkämme in die Rücken von Ungeheuern, die im zuckenden Licht in den Wolken zu atmen schienen.“ Ich liebe solche Beschreibungen voller Poesie und davon gibt es so viele in diesem wunderbaren Buch. Ich habe schon einige Werke von Richard Dübell gelesen und dieses hier hat mir am besten gefallen. Sein Schreibstil ist noch fließender und poetischer geworden. Er beschreibt alle Szenen so lebendig und bildhaft, dass sofort mein Kopfkino in Gang gesetzt wird. Ich kenne niemanden, der actionreiche Szenen so gut beschreiben kann wie Richard Dübell. Er nimmt mich mit auf Schlachtfelder und lässt mich bei Zweikämpfen zuschauen. Ich werde Zeuge im Kampf um Macht und Reichtum, ich erlebe politische Ränkespiele,Verrat und Intrigen.

Aber auch in den emotionsgeladenen Szenen ist Richard Dübell ein wahrer Meister geworden. Er beschreibt den Zwiespalt von Arima so gut, die zwischen zwei so tapferen Männern steht. Und dann kam eine Stelle, da wurde es mir heiß und kalt, denn mit so einer Liebeserklärung habe ich in einer Heldengeschichte nicht gerechnet. Ich würde diese Stelle am liebsten jedem vorlesen, so schön finde ich sie: „Er würde ihr ein Führer sein, wenn sie einen brauchte, aber kein Herrscher. Er würde ihr den Weg zeigen, wenn sie sich verirrt hatte, aber er würde sie nicht auf ihm entlang schleifen. Und wenn sie sich für den falschen Weg entschied, würde er darauf neben ihr hergehen und alles beiseite räumen, was sich ihr entgegen stellte.“ Ich habe mich über die Liebesgeschichte zwischen all den Kämpfen und Intrigen gefreut, vor allem, weil sie so behutsam und fernab von jeglichem Kitsch erzählt wurde.

Und natürlich darf auch der schon legendäre Dübell´sche Humor nicht fehlen. Ich musste so schmunzeln, denn dieser Humor ist wirklich einzigartig. Vieles erzählt Richard Dübell mit einem Augenzwinkern und gibt so seinen Hauptdarstellern eine unverwechselbare Note. Die Akteure werden vor meinem inneren Auge so lebendig. Ich konnte nicht anders, ich habe mit gelitten und mit gezittert und mich einfach fallen lassen bis zur letzten Seite.

Und wieder habe ich ein Stück Geschichte genossen … von einem Erzähler, der sein Handwerk versteht!