Rezension

Das versunkene Königreich Cantre'r Gwaelod

Sturm über dem Meer
von Constanze Wilken

Bewertet mit 5 Sternen

Vor der Küste von Wales, in der heutigen Cardigan Bay, liegt das versunkene Königreich Cantre'r Gwaelod.

600 n. Chr.
Das Königreich lag geschützt hinter einem mächtigen Deich. Es gab einen Wärter, der nichts anderes zu tun hatte, als das Schleusentor bei Ebbe zu öffnen und bei Flut zu schließen, um die Menschen von Cantre'r Gwaelod und ihr Hab und Gut vor dem Meer zu schützen. Eines Nachts, eine mächtige Sturmflut bahnte sich an, lag der Schleusenwärter liebestaumelnd und trunken vom Alkohol in den Armen seiner Liebsten. Das Schleusentor stand weit offen ......

Gegenwart
Die Archäologin Dr. Samantha Goodwin wird von ihrem Exfreund und Kollegen in beruflichen Misskredit gebracht, weswegen sich ihre geplante Exkursion nach Baia zerschlägt. Zufällig bekommt Samantha eine Ausschreibung für ein Forschungsprojekt in der Cardigan Bay in Wales in die Hand. Es handelt sich um die Untersuchung eines versteinerten Waldes, der nach dem letzten schweren Sturm freigelegt wurde und immer bei Ebbe sichtbar wird. Dieser Wald soll Teil des untergegangenen Königreiches Cantre'r Gwaelod sein. Zufällig lebt ihre verwitwete Großmutter Gwen in Borth und so packt Samantha ihre Ausrüstung zusammen und macht sich auf den Weg nach Wales.

Max, der Sohn des Werftbesitzers Luke, findet im Watt - ein Stück weit entfernt von der Grabungsstätte an der Samantha und ihr Team sich aufhalten - einen Ring und etwas, das in eine Plane eingeschlagen, im Meeresboden vergraben ist. Stolz berichtet Max Samantha von seinem Fund. Handelt es sich eventuell um den Schatz von Cantre'r Gwaelod?

Leider findet Samantha keinen Schatz sondern eine Leiche, die schätzungsweise 60 Jahre im Meeresboden vergraben war. Der Ring, verbunden mit der Tatsache, dass die Leiche ihres Großvaters nie gefunden wurde, lässt böses ahnen. Handelt es sich bei der Leiche um den Fischer Arthur, der vor 60 Jahren von einer Fahrt auf Meer nicht mehr nach Hause kam? Samantha wird von einem Unbekannten angegriffen und es sieht ganz danach aus, als ob irgend jemand nicht möchte, dass die Identität der Leiche festgestellt wird.

"Sturm über dem Meer" ist das zweite Buch, das ich von der Autorin Constanze Wilken lese. Wie auch schon in "Ein Sommer in Wales" führt sie uns in die Cardigan Bay nach Wales. Dass die Autorin ihr Herz an diesen Flecken Erde verloren hat, kann man beim Lesen spüren.

Ungefähr nach dem 1. Drittel des Buches, habe ich mir den Einband näher angeschaut, ob da nicht irgendwo "Kriminalroman" steht. Die Spannung, die zu Anfang aufgebaut wird, zieht sich durch das ganze Buch.

Die Geschichte wird in 2 Handlungssträngen beschrieben. Aus der Sicht einer Dritten Person erfährt der Leser die Ereignisse der Gegenwart, in denen Samantha im Mittelpunkt steht, und der Rückblick von Großmutter Gwen, der sich auf die Jahre 1949 bis 1955 bezieht. Beide Handlungen laufen am Schluss des Buches logisch ineinander.

Gwen hat sich und ihre Kinder alleine durchgebracht. Man könnte denken, sie wäre aufgrund dieser Tatsache verbittert oder hege einen Groll gegen ihren verschollenen Mann, aber ihre Liebe währt noch immer - auch nach 60 Jahren noch.

Samantha ist eine Frau der Gegenwart. Selbstbewusst und mit beiden Füßen im Leben stehend. Sie hat zu ihrer Großmutter einen besseren Draht als zu ihrer eigenen Mutter, wahrscheinlich, weil sie sich sehr ähnlich sind. Werfbesitzer Luke und sein Sohn Max schleichen sich nach und nach in Samanthas Leben ....

Auch alle anderen Nebencharaktere sind sehr bildhaft beschrieben und runden die Geschichten - damals wie heute - ab.

Genau wie "Ein Sommer in Wales" konnte mich die Autorin mit ihrem Buch überzeugen - wobei mir "Sturm über dem Meer" besser gefallen hat.