Rezension

Das Reich des Teufelsfürsten

Das Reich des Teufelsfürsten - Silvia Stolzenburg

Das Reich des Teufelsfürsten
von Silvia Stolzenburg

Bewertet mit 3 Sternen

„Während das Blut des Erschlagenen auf seine Stiefel tropfte, legte er den Kopf in den Nacken und lachte. (…) ‚Schafft die gefangenen Verräter her und pfählt sie einen nach dem anderen. (…) Die Stadt soll tagelang von Wehklagen erfüllt sein, damit niemals wieder jemand vergisst, was es bedeutet, sich gegen Vlad Draculea zu stellen!‘“ (S. 29)

1456 ist Vlad Woiwode der Walachai und zurück bei seiner Geliebten Zehra und seinem Sohn Carol. Dieser kennt seinen Vater bisher nur vom Hörensagen und kann sich ihm so gar nicht öffnen. Zudem hat sich Vlad langsam in den Mann verwandelt, der völlig zurecht als grausamer Pfähler im Gedächtnis geblieben ist.

Gleichzeitig sind in Ulm Sophia und Utz von Katzenstein in einer lieblosen Ehe gefangen. Der zermürbende Alltag wird auch durchs Sophias Vater Johannes erschwert.

Dieses Buch spielt etwa acht Jahre nach seinem Vorgänger „Der Teufelsfürst“ und knüpft an die meisten Handlungsstränge aus diesem an. Man sollte ihn also definitiv vorher gelesen haben. Auch dieses Buch besticht durch einen sehr angenehmen Schreibstil, die Seiten fliegen nur so dahin. Bei ihrer ausführlichen Recherche hat Stolzenburg kleine und große Anekdoten und Erzählungen über Vlad ausgegraben, die sich scheinbar mühelos mit den Lücken in seinem Lebenslauf verbinden lassen. Seine maßlose Grausamkeit wird an mehreren Beispielen deutlich, die in ihrer Beschreibung wohl eher nichts für den Leser mit schwachem Magen sind. Aber wieso sollte hier auch beschönigt werden, Vlad war nun mal ein kalter und grausamer Mann. Die Metamorphose vom halbwegs Vernünftigen mit einem Rest von Anstand und Mitgefühl hin zu dieser kalten Tötungsmaschine bleibt dem Leser leider verborgen. Denn zwischen den beiden Bänden liegen 8 Jahre und so lässt sich die Autorin die Gelegenheit entgehen diesen Übergang darzustellen. Ebenso fallen wichtige politische Entwicklungen in diese Zeit; zwar wird im Vorwort kurz darauf eingegangen, aber ich frage mich ehrlich, warum sie nicht ordentlich ausgearbeitet und dafür die Handlung in Ulm gekürzt wurde. So wurde vieles nur angerissen, sodass der große Zusammenhang schwierig wird. Leider kommen auch Erklärungen zum Konflikt mit Kronstadt oder über seinen Halbbruder zu kurz, auch die Rolle von Stefan wird nicht viel mehr als angedeutet. Gut ausgearbeitet ist der Konflikt mit Sultan Mehmed, da diesem Vlads Bruder Radu zur Seite steht. So ist eine Betrachtung des Geschehens von beiden Seiten möglich, was mir sehr gut gefallen hat. Die Handlung in der Walachai nimmt in diesem Buch also erfreulicherweise einen größeren Raum ein als es noch im Vorgängerband der Fall war. Trotzdem konzentriert sie sich weniger auf Vlad (immerhin die titelgebende Person), sondern oft auf seinen fiktiven Sohn Carol. Auch so bleibt dem Leser einiges verborgen, schließlich ist der Kleine nicht überall dabei und eigentlich wollte ich mit diesen Büchern ja Vlad näher kennen lernen, nicht die Gedanken seines 8jährigen Sprösslings. Zudem gerät dieser in eine Situation, die dem Leser ein Déjà-vu beschert und ihn als Figur etwas nutzlos erscheinen lässt.

Der Handlungsstrang um Utz und Sophia hat mir nicht gefallen, zum einen weil es wiederum keinerlei Bezug zur titelgebenden Figur gibt, zum anderen weil hier die Handlung doch recht dünn ist. Eheprobleme und ein blanker Schwiegervater sind mir an Inhalt zu wenig. Ich fand die Story um die beiden ziemlich langweilig. Der künstlich herbeigeführte Berührungspunkt mit dem Handlungsstrang um Vlad hat es für mich leider nicht herausgerissen, da es hier zwar einen interessanten Ansatz gab, der dann aber überhaupt nicht mehr weiterverfolgt wurde, sodass er mich als Leser etwas ratlos zurücklässt. Wie auch schon bei „Der Teufelsfürst“ finde ich das Ende etwas unbefriedigend; einige lose Fäden klären sich im Nachwort, aber mir hätte es wesentlich besser gefallen, wenn diese noch in die Geschichte selbst eingearbeitet worden wären.

Fazit: auch in diesem Buch wird mir viel zu viel Wert auf fiktive Personen gelegt, weswegen manche Episoden aus Vlads Leben nicht so ausgearbeitet werden wie ich es mir eigentlich gewünscht hätte. Insgesamt muss ich zu den zwei Büchern sagen, dass mir eine quasi restlose Streichung des Ulmer Handlungsstrangs einen sehr guten historischen Roman über Vlad beschert hätte. So waren mir viel zu viele Seiten mit für mich unnötiger Handlung gefüllt.