Rezension

Cooles Fantasy-Krimi-Spektakel mit Orientfeeling

Meister der Dschinn (Gewinner des Nebula Award 2021 für Bester Roman & des Hugo Award 2022 für Bester Roman) -

Meister der Dschinn (Gewinner des Nebula Award 2021 für Bester Roman & des Hugo Award 2022 für Bester Roman)
von Clark P. Djèlí

„Wenn du schon stiehlst, stiehl ein Kamel. Und wenn du liebst, liebe den Mond.“ 

 

War ich überrascht, von der Welt, die sich zwischen den Seiten eröffnet hat? Auf jeden Fall. Hatte ich das Bedürfnis mir einen von Fatmas Maßanzügen zu klauen, um mich ihr auf der Mörderjagd anzuschließen? Na aber sicher! Schließlich ist die pulsierende Metropole Kairo und die gesamte Welt in Gefahr. Dem hochbrisanten Fall kann man doch nur mit der passenden Garderobe gegenüber treten! 

 

Gemeinsam mit ihren Kollegen vom Ministerium für Alchemie, Verzauberung und übernatürliche Wesen muss Fatma das Geheimnis um einen grausamen Mord lüften, um den Frieden in Kairo wiederherzustellen. Denn Al-Dschahiz, der Mystiker, der vor 40 Jahren den Schleier zwischen dieser und der magischen Welt lüftete, ist zurückgekehrt und stiftet nun Unfrieden. 

 

Das Buch hat mir richtig Spaß gemacht, mit seiner Mischung aus Krimielementen, einem nicht überladenen orientalischen Setting, ordentlich magischer Dschinnpower und richtig coolen Charakteren. Das ist der Mix, den ich liebe. 

 

Fatma hat ihren Platz im Leben, das spürt man im Buch. Sie kann austeilen und weiß was sie will, ist aber nicht unnahbar und im Laufe der Geschichte lernen wir sowohl die Agentin, als auch die Frau, die Freundin und die Partnerin in ihr kennen. Ich bin ihr wirklich gern gefolgt, ihr und ihrer Garderobe. So viel Sorgfalt verwendet sie auf ihre Anzüge, dass sie fast wie eine eigene Figur für sich wirken. An ihrer Seite ihre frischgebackene Partnerin Hadia, die sich Fatmas Respekt erst noch erkämpfen muss, hinter der aber viel mehr steckt, als Fatma und die Leser zunächst denken. Und Siti, ihre Geliebte (zum Glück kommen sie ohne größere schmachtende Dramen aus!) ist auch nicht ohne. Gemeinsam ergeben sie ein großartiges Gespann, jedoch ohne die Nebenfiguren und die Antagonisten zu vernachlässigen. Die Charaktere haben mich mitgenommen in ihre Ermittlungen, die einen großen Teil des Buches eingenommen haben. Ohne die starken Figuren hätte ich mich sicher an irgendeinem Punkt gelangweilt, aber mit ihnen konnte ich einfach nicht umhin, den Spuren zu folgen und auf wichtige Genehmigungen zu warten. 

 

Die alternative Geschichtsschreibung, die der Autor in den Roman eingebettet hat, ist farbenfroh und entlässt einen in ein Kairo des frühen 20. Jahrhunderts, mit Magie, mit einer gestärkten Frauenbewegung und einem starken Kairo mit Metropolen-Charakter,  jedoch ohne das orientalische Flair zu verlieren. Eine Prise „1001 Nacht“ wurde immer über die Szene gestreut und hat ihr Authentizität und Feuer verliehen. Die Schauplätze mochte ich ebenso - ich habe mich mit Fatma im Büro in Dokumente vertieft, mich in der Ministeriumsbibliothek mit streitsüchtigen Bibliotheksdschinns angelegt und war in den Straßen und Gassen unterwegs. Es gab so viel zu entdecken, wirkte jedoch auf mich selten überladen. Gewürzt war das ganze übrigens auch noch mit einem Hauch Steampunk, einem Hauch Uhrwerk-Magie und mechanischer Dschinns als kleine Alltagshelfer, die sich perfekt in die Geschichte integriert haben. 

 

Natürlich hat der Autor auch noch eine geballte Ladung Magie- und Dschinnpoweraction in die Seiten gemischt. Das da einiges dem Erdboden gleichgemacht wurde, kann man sich vorstellen. Vor allem im großen Finale barsten beinahe die Zeilen vor Magie und Zauber, vor Staub und Feuer. Mir war es beinahe ein bisschen viel, wenn mich nicht Fatma an der Hand genommen und durch das Schlachtfeld geführt hätte. 

 

Fazit? Ich weiß nicht, was dieses Buch nun genau ist - ob Krimi, ob Orientfantasy, ob Alternative History - keine Ahnung. Fest steht, dass mir das Buch richtig gut gefallen hat und ich mehr von dem Autor lesen möchte. Das nächste Abenteuer kommt bestimmt: