Rezension

Bitter sarkastische Geschichte, die bewegt und unterhält

Die Bäume -

Die Bäume
von Percival Everett

Bewertet mit 5 Sternen

Eigentlich hatte ich Percival Everett von meiner Leseliste gestrichen, weil mir „Erschütterung“ nicht besonders gefallen hat. Dieses Buch ist anders, als hätte es ein ganz anderer Autor geschrieben. Es ist bissig, bitter ironisch, purer Sarkasmus, dabei aber auch berührend und noch hoch komisch.

In Money, Mississippi passieren plötzlich grausame Morde, die nach Ritualmorden aussehen. Es werden Weiße getötet und zusammen mit einem schwarzen Jungen in Szene gesetzt. Und nicht nur das. Verbrechen nach dem selben Schema werden plötzlich auch in anderen Bundesstaaten gemeldet. Die Situation ist bedrohlich und ekelhaft und ruft unterschiedliche Ermittler auf den Plan.

Das Geschehen orientiert sich an einer wahren Geschichte. Emmett Till, ein 14jähriger schwarzer Junge, wurde 1955 aus lächerlichen Gründen grausam gelyncht. Stellen diese Morde eine Anklage dar? Warum jetzt?

Ich habe dieses Buch vermutlich direkt zweimal gehört. Es ist verwickelt, die Kapitel sind kurz, die Perspektiven wechseln ständig und alle 10 Minuten stirbt jemand anderes. Wenn man auch nur kurz mal mit den Gedanken abschweift, hat man den Faden verloren, dabei macht der Sprecher seine Sache fantastisch. Jona Mues hat unzählige verschiedene Stimmen im Repertoire, jede davon authentisch, kann sogar singen und interpretiert die poetischeren Passagen wirklich berührend. Chapeau!

Es ist eine wirklich skurrile Geschichte, die betroffen macht, aber auch gleichzeitig ein großer Spaß und dauert 8 Stunden und 9 Minuten.