Rezension

Besser als erwartet

The Cruel Prince - Holly Black

The Cruel Prince
von Holly Black

Bewertet mit 4.5 Sternen

Dieses Buch wurde mir schon häufiger bei einem großen Internethändler zum Lesen vorgeschlagen, jetzt war es kostenfrei zu leihen. Also habe ich die Möglichkeit genutzt. Mein erster Gedanke war dann aber "nicht noch so ein menschliches-Mädchen-begegnet-grausamer-Fee-aber-setzt-sich-im-Feenreich-durch", was ich nach dem Prolog erwartet hätte. Aber glücklicherweise entwickelt Holly Black ihre Mensch/Fee-Geschichte erfrischend anders weiter.

Zunächst: Der Schreibstil gefällt mir gut (ich habe die englische Version gelesen), die Protagonisten werden ausreichend aufgebaut (bleiben aber in vielen Aspekten auch etwas unscharf), der Spannungsaufbau gelingt gut.

Jude und ihre Zwillingsschwester Taryn wachsen als menschlich-sterbliche Mädchen im Feenreich auf, im Haushalt des Generals Madoc (dessen Namen bei mir die Assoziation Martok weckt, ein klingonischer General). Während Taryn sich eher anpassen möchte, strebt Jude eine mächtigere Position im Feenreich an, als ihr als Sterblicher zugedacht ist. Sie will sich damit aus den Schwierigkeiten befreien, die sie als magieloses Wesen unter Feen und Elfen hat, und damit auch ein Stück Sicherheit gewinnen. Denn sie und ihre Schwester werden zusammen mit dem grausamen Feenprinzen und dessen ähnlich hochmütigen Freundeskreis unterrichtet, und da Jude durchaus auch Widerworte gibt, steht gerade sie immer häufiger im Fokus gemeiner Aktionen.

Beim Turnier möchte sie, die zusammen mit ihrer Schwester von Madoc auch in strategischem Denken und im Schwert- und Nahkampf geschult wurde, Aufmerksamkeit erzeugen und sich um die Ritterwürde bewerben - doch dann ergeben sich andere Möglichkeiten.

Und so wandelt sich Jude allmählich vom Opfer zu einer selbstbestimmten Person, die sich bald gar nicht mehr mädchenhaft verhält und auch immer mehr Skrupel verliert.

Gerade diese ungewöhnliche Entwicklung der weiblichen Hauptfigur gefällt mir an dieser Geschichte, und auch wenn Blut vergossen wird, besteht der Großteil der Geschichte doch daraus, sich im gefährlichen Netz aus Intrigen, Verschleierungen und Machtspielen am Königshof Elfhame im Feenreich nicht zu verfangen, gerade weil die ganze Familie mit darin verstrickt ist. So bleibt die Geschichte bis zum Schluss immer für eine Überraschung gut.

Leseempfehlung für Fantasy-Liebhaber, die keine heile Welt und den Protagonisten als fast allmächtigen Retter erwarten.