Rezension

Bekannte Geschichte, überraschend erzählt

Die myrrhischen drei Könige -

Die myrrhischen drei Könige
von Seth Grahame-Smith

Bewertet mit 4.5 Sternen

In diesem Roman sind zwar alle drei "Heiligen Könige" mit dabei, aber im Grunde geht es hauptsächlich um den Dieb Balthasar. Es werden viele Details aus der biblischen Geschichte aufgenommen, aber der Autor hat sich hier viel Spielraum für seine eigene "Interpretation" gelassen. Und er beschreibt die damaligen Zustände recht drastisch. Ein Leben zählte nichts, wenn du nicht gerade ein König oder vornehmer Römer bist.

Wie gesagt liegt das Hauptaugenmerk auf Balthasar, dessen Vergangenheit eine große Rolle spielt und ihn dahin gebracht hat, wo er ist: ein Dieb, der sich nicht um andere Menschen oder ihr Eigentum schert und von Rachegedanken geleitet wird. Da spritzt schon mal das Blut, Knochen brechen oder Gliedmaßen werden abgetrennt, da darf man nicht zart besaitet sein, es spiegelt aber sehr gut das Gewaltpotenzial wider.

Auch Herodes, der wegen der Prophezeiung und der Angst vor dem Kommen des Messias sämtliche männliche Neugeborenen abschlachten lässt, wird sehr machtlüstern und düster dargestellt.

Trotz des rauen Umgangs klingen in der Beleuchtung von Balthasars Leben viele persönliche Feinheiten durch, die Momente zum Inne halten schaffen: das Hadern mit Verlusten, die Trauer über das Scheitern und die damit verbundenen Zweifel am Glauben. Auch wenn der Autor die Geburt Jesu und ihre Folgen erzählt, wirkt das Thema Religion nicht aufdringlich. Das einzelne Schicksal, der eigene Wille oder der große Plan ... ob von einem Gott, von uns selbst oder vom Zufall ist kaum zu erklären oder zu verstehen und welche Meinung jeder für sich findet, steht jedem frei.

In den Dialogen wird jedenfalls mit Humor und einem bisschen Sarkasmus die seinerzeitige gesellschaftliche Ordnung hinterfragt. Einzig die Träume von Balthasar, die ausführlich dargestellt werden, liegen mir nicht. Der Stil ist modern und flüssig, das Buch lässt sich zügig durchlesen.