Rezension

Beinahe ein Märchen

Ein Raum aus Blättern -

Ein Raum aus Blättern
von Kate Grenville

Bewertet mit 3 Sternen

Hierzulande hat kaum jemand von Elizabeth Macarthur gehört. In Australien ist sie berühmt genug, um auf der Fünf-Dollar-Münze von 1995 verewigt zu werden. Dieses Buch sind ihre fiktiven Memoiren.

In einem erfrischenden Erzählstil, leicht, originell, mit gelegentlich blumigen Spitzen, erzählt Kate Grenville vom Leben dieser Frau, die im ausgehenden 18.Jh. an der Seite ihres despotischen Ehemanns zu den Ersten gehörte, die versuchten Australien zu kolonisieren.

Wenn man das hört, hat man Planwagen, Hitze und Pfahlbauten vor Augen, allerdings ist hier Elisabeths vorrangige Aufgabe, ihren Mann zu besänftigen und auf dem gesellschaftlichen Parkett zu glänzen. Im jungen Australien gründet Elisabeth einen Salon, auch wenn sie noch kein Herrenhaus vorweisen kann, reicht Tee, wenn eine Lieferung angekommen ist und zieht sanft ihre Fäden.

Es liest sich leicht und ist sehr unterhaltsam. Situation und Ambiente werden schön beschrieben, nur die Figuren bleiben etwas blass. John Macarthur ist geradezu ein Märchenbösewicht, jemand der rücksichtslos seine Interessen verfolgt und auch mal Boshaftigkeiten verteilt, nur weil er es kann. Elisabeth trägt ihr Los gelassen, wo sie doch genauso gut verzweifeln könnte. Man bekommt sie nicht so recht zu fassen, sowohl ihren schrecklichen Ehemann als auch später ihre Kinder scheint sie mit Gleichmut zu betrachten.

Ich hatte mir von diesem Buch etwas anderes versprochen. Der Focus liegt mehr auf der Anfangszeit der Macarthurs in Australien, was sie aber berühmt werden ließ, kann man nur mutmaßen. Vielleicht wissen das Australier auch einfach, im Gegensatz zu mir.

Es ist ein nettes Buch, angelehnt an historische Begebenheiten, kratzt aber nur an der Oberfläche des Themas, liefert weder tiefergehendes Wissen noch historische Details.
Man wird gut unterhalten und schnuppert am Zeitgeschehen, sehr hübsch, beinahe ein Märchen.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 08. August 2021 um 18:53

"blumige Spitzen" ist auch charmant. Vllt ist Kate Grenville so was wie Charlotte Link hierzulande?

Sursulapitschi kommentierte am 08. August 2021 um 19:16

Nein, damit tust du wem unrecht. Ich weiß noch nicht wem. :-)