Rezension

Beeindruckende Liebesgeschichte

Die vier Liebeszeiten
von Birgit Rabisch

Bewertet mit 4.5 Sternen

Als Mann sind mir reine Liebesgeschichten genetisch bedingt etwas suspekt, aber deshalb habe ich diesen Roman auch von vornherein mit einem etwas anderem Schwerpunkt gelesen. Rena und Hauke, die beiden Liebenden und damit Protagonisten, sind großzügig geschätzt eine halbe Generation älter als ich. Insofern eignet sich der Roman für die Generation ab 50 als Zeitreise durch die eigene Geschichte, sowohl die der realen als auch der individuellen der Gefühle.

Der Rahmen, den das Buch umspannt, reicht von 1970 bis 2012. Angelehnt an die Jahreszeiten beschreibt Frau Rabisch die verschiedenen Phasen einer Beziehung mit Höhepunkten und Tiefen. Damit sind vielfältige Identifikationsmöglichkeiten gegeben, seien es recht amüsante Kindheitserinnerungen wie das Abwiegen und Verpacken von Waren in dreieckigen Papiertüten (welch Vorteil gegenüber dem massenhaften Anfall von Plastikverpackung) oder das die eigene Sozialisation prägende Engagement in Umwelt- und Friedensbewegung in den späten 70ern/frühen 80ern. Auch der Beziehungsalltag und die Sorge um die Kinder kommt keineswegs zu kurz. Das alles wird von Birgit Rabisch ruhig und unaufgeregt erzählt, weshalb man hervorragend in die Story eintauchen kann.

Der Winter, der sich in der Kälte und Leere nach dem Tod Haukes manifestiert, verdeutlicht, wie stark der Verlust eines langjährigen Partners trifft, wogegen auch keine guten Ratschläge helfen. Und irgendwie hat man als Leser das Gefühl, mit Hauke einen guten Bekannten verloren zu haben.