Rezension

Auf der Suche nach Vinland

Die Saga von Vinland - Iny Lorentz

Die Saga von Vinland
von Iny Lorentz

Die Saga von Vinland ein historischer Roman von Iny Lorentz (KNAUR Verlag)

"Deine sächsischen Manieren solltest du dir abgewöhnen. Ein Nordmann verneigt sich nur vor seinem König, nicht aber vor einem Weib", rief Tryggvi lachend und klopfte Sigrid, als sie an ihm vorüberging, auf das Hinterteil.S. 39

Diese Szene beschreibt die Grundhaltung des Romans, den mangelnden Respekt der Männer vor den Frauen in Nordeuropa des 12. Jahrhunderts. Als Eyvind, ein Rebell und Geächteter Sigrid gegen ihren Willen gefangen nimmt, verschleppt und seine Dominanz ihr gegenüber ausspielt, trifft er auf die Zähigkeit und den Stolz Sigrids. Diese hält beharrlich an ihrem Vorhaben fest sich zu befreien und Eyvind niemals aus freien Stücken zu gehören. Unterdessen sucht Eyvind mit seinen Mannen nach einer neuen Heimat und zieht über Norwegen nach Island. Diese grandiose Kulisse, die landschaftlichen und klimatischen Bedingungen beschreibt das Autorenpaar unter dem Namen Iny Lorentz treffend und eindringlich. Auf ihrer Suche treffen die Nordmänner auf Einheimische und rufen durch ihre Gier und Überheblichkeit einen erbarmungslosen Konflikt herauf. Sigrid, Andreas und die junge Grönländerin Ingridur sowie Ailmar streben nach Freiheit, ohne eine Herrschaft Eyvinds. ...

Dieser historische Roman liest sich flüssig und bildreich. Manche Längen helfen über gewaltreiche Kampfszenen hinweg. Im Großen und Ganzen hat mir die Erzählung recht gut gefallen. Die Beschreibungen, Dialoge und Charaktere sind authentisch und zeigen ein raues Bild der damaligen Verhältnisse. Trotzdem bekommt man einen guten Einblick in die Strukturen und historischen Gegebenheiten der Nordländer und die Schwierigkeiten in einem neuen Land Fuss zu fassen. Etwas einseitig fand ich das Steben der Männer die Frauen zu unterwerfen. Auch Sigrids Wunsch zu fliehen wird oft eindringlich geschildert und wirkte wiederholend. Das Ende tröstet mich hinreichend darüber hinweg. Besonders gut hat mir Ingridur gefallen. Anhand ihrer Figur wird der Instinkt und das Wissen, die Naturverbundenheit und strukturierte Einfachheit der Skrälinger sehr gut beschrieben.

Fazit: Dies war mein erster historischer Roman aus der Feder von Iny Lorentz. Mit Sicherheit werde ich mich bereits erschienen Romanen widmen, da mir die Aufmachung und Erzählweise gut gefallen haben.