Rezension

Anspruchsvoll, aber einmal anders

Wie Ihr wollt
von Inger-Maria Mahlke

Bewertet mit 4.5 Sternen

Heinrich VIII, wer kennt ihn nicht ? Als er stirbt beerbt ihn sein Sohn Eduard. Doch dieser ist erst noch jung und dann  ziemlich kränklich. Sollte er keine Erben hinterlassen, wer folgt ihm dann auf den Thron ? Die katholische Mary Tudor, Tochter Heinrichs VIII mit seiner ersten Frau, oder Elizabeht, Tochter von Anna Boleyn ? Aber es gibt ja Zweifel, ob diese Frauen nicht doch Bastarde sind, dann erben Nebenlinien. Eine davon ist die Familie Grey, die drei Töchter hat. Jane, die Älteste, Kathrine und die kleinwüchsige Mary.

Inger-Maria Mahlke hat eine (mir bis dahin unbekannte) Person eine Sprache gegeben, die es in ihrem Leben nie einfach hatte. Materiell war sie zwar in Kindheit und Jugend gut ausgestattet, lebte am Hof, dennoch wird sie nie als vollwertig angesehen, misstrauisch beäugt, als Monster verschrieen.

1871, Elizabeth ist mittlerweile Königin von England, ist sie, weil sie dennoch eine "Wahrscheinlichkeit", eine mögliche Thronanwärterin, ist, bei der Familie Gresham "in Gewahrsam" gegeben, was nichts anderes heißt, als dass sie dort unter Hausarrest steht. Ihr bleiben zwei Zimmer und Ellen, ihre Dienerin ..... und ihr Journal, in dem sie ihre Erinnerungen festhält.

Inger-Maria Mahlke skizziert eindrücklich die Leere, die bedrückende Situation von Mary, die manchmal wütend, manchmal kindisch, aber meist machtlos reagiert. Mary sinnt über ihre Möglichkeiten nach, was bleibt ihr? Wozu ist sie fähig ? Und ohne Geld und ohne Hilfe ist sie hilflos, das wird ihr schnell klar.

Immer wieder werden die Passagen Marys unterbrochen von den Rückblenden, vom Aufstieg und vom tiefen Fall der Familie Grey. Mary wurde mitgerissen - mitgehangen und mitgefangen, obwohl sie das wenigste dazu beigetragen hat. Im besten Fällen wurde sie am Hof nicht beachtet, von ihren Menschen begafft, wurde sie ausgegrenzt von den Aktivitäten ihrer Schwestern, oder von anderen als Monster angesehen.
Gerade diese Rückblenden sind so ganz anders, als "normale" Rückblenden. Die Autorin skizziert Alltagssituationen, politische Schachzüge, gekrönte und geköpfte Herrscher und legt dabei nicht nur tragische Situationen dar, sondern arbeitet an vielen Stellen auch mit viel Wortwitz .

Man sollte auf jeden Fall erst am Ende das Personenregister nachlesen, sich den Stammbaum auf den Innenseiten anschauen, das hilft, denn viele Personen spielen hier mit. Man muss aufmerksam lesen, man kann nicht über den Roman fliegen.

Es ist keine Biographie von Mary, sondern ein  anspruchsvoller historischer Roman, aus der Sicht von Mary Grey. Einmal eine andere Sicht und eine andere Erzählweise, die mir gefallen hat !