Rezension

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Almost True Crime - almost lesenswert

Almost True Crime 1: Wer nicht liebt, muss sterben -

Almost True Crime 1: Wer nicht liebt, muss sterben
von Ruth Stiller

Im Mittelpunkt des Romans stehen Maja und Jessie, zwei Teenager, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Erstere wächst als einzige Tochter eines erfolgreichen Hotelier-Ehepaars auf, ist Spitzenschülerin eines renommierten Gymnasiums und hat theoretisch sämtliche Chancen im Leben. Allerdings fällt es ihr schwer, Kontakte zu knüpfen und mit Menschen zu interagieren. Das Verhältnis zu ihren Eltern ist distanziert und geprägt von gegenseitigem Unverständnis für den jeweils anderen. Nachdem ihre beste und einzige Freundin weggezogen ist, zieht sie sich zurück und verliert völlig den Anschluss an ein soziales oder überhaupt irgendeiner Art Leben.
Letztere, Jessie, wurde von ihrer Mutter verlassen, lebt allein mit ihrem alkoholkranken Vater, ist ständig besorgt um ihre umtriebige Schwester und kämpft am äußersten Rand der Gesellschaft um jeden neuen Tag, darum, etwas zu essen zu haben oder sich auch nur waschen zu können. Sie besitzt allerdings Talent und Mut, die ihr in der Sprayer-Szene Freunde und Anerkennung einbringen, ist intelligent und hat den Willen, mehr aus ihrem Leben zu machen. So schafft sie es auch an Majas Schule. Zwar eckt sie mit ihrer rebellischen Art an - vor allem mit Maja -, fasziniert aber auch und findet schnell (wenn auch oberflächlich) Anschluss. Wie das Schicksal es will, haben die Mädchen die Gelegenheit, sich näher kennenzulernen, und werden Freunde. Unerwartet teilen sie nicht nur schwierige Lebensumstände, sondern auch das Talent und die Leidenschaft zum Sprayen. Beide stürzen sich mit all ihren Gefühlen in diese Freundschaft, streiten sich, lieben sich. Jessie genießt die Annehmlichkeiten, die die Freundschaft mit einer Hotelerbin mit sich bringen und sieht darin außerdem die Chance, dank Majas Talent und Hilfe die Beste der Sprayer-Szene zu werden. Maja findet endlich aus ihrem zurückgezogen Einsiedlertum heraus und in Jessie nicht nur eine neue Freundin, sondern auch ihre erste Liebe.
Und so nimmt die Beziehung der beiden und der Roman seinen Lauf...

Die Sprache ist einfach, wirkt zuweilen sprunghaft und unvollständig. Es ist ein bisschen, als wäre man im Kopf einer Jugendlichen, der die Gedanken und Gefühle blitzartig durcheinander gehen. Insofern besitzt der Roman eine gewisse Authentizität. Man gewinnt schnell einen Eindruck von Maja und Jessie, kann ihre Situationen, Gefühle, Beweggründe nachvollziehen.
Doch zugleich bleibt der Roman dank eben dieser Sprache und ob seiner Kürze zu sehr an der Oberfläche. Maja und Jessie bleiben Typen, an denen man exemplarisch durchexerzieren kann, wieso B auf A folgt. Dazu passt der vorhersehbare Plot, der zwar seine Momente hat, aber wenig darüber hinaus bereithält. Man kann es enttäuschend finden, dass der Roman, der "almost true crime" verspricht, nur ganz abstrakt und lose auf einem wahren Fall beruht (wahr ist nur das Motiv, der Rest ist erfunden), doch auf der anderen Seite passen der Plot und die austauschbaren Protagonistinnen zu dem Anspruch, das zu ergründen, was Jugendliche dazu bewegt, Täter zu werden - da geht es nicht so sehr um die Details.

Mich hat er Roman nicht abgeholt, allerdings bin ich auch nicht die primäre Zielgruppe. Deswegen bekommt der Roman 2 von 5 Sternen.