Rezension

Alltagsstudie mit einem Klecks Krimi

Mann ohne Herz
von Camilla Grebe Åsa Träff

Bewertet mit 3 Sternen

Die Psychotherapeutin Siri Bergmann steigt neu bei der Täterprofilgruppe der Stockholmer Polizei ein. Bereits ihr erster Fall wirft viele Fragen auf. Fiel der homosexuelle Getötete einem Hassverbrechen zum Opfer?

 

Bei „Mann ohne Herz“ handelt es sich um den vierten Teil der Buchreihe um die Psychotherapeutin Siri Bergmann, und um meine erste Begegnung mit der Protagonistin. Vorkenntnisse sind zum Verständnis nicht nötig, was der Leser über das Privatleben der Beteiligten wissen muss, wird ihm auch hier mitgeteilt. Da die Protagonistin selbst durch den Einstieg bei der Polizei einen neuen Abschnitt in ihrem Leben beginnt, eignet sich der Band wohl gut zum Einstieg (ich hatte jedenfalls nicht das Gefühl, einen unpassenden Zeitpunkt gewählt zu haben). Die Kriminalfälle selbst sind in solchen Reihen typischerweise ohnehin in sich abgeschlossen, so auch hier.

 

Die Geschichte wird etwa zur Hälfte aus der Sicht der Protagonistin Siri erzählt, dabei verwenden die Autorinnen die Ich-Perspektive in der Gegenwart. Die andere Hälfte besteht aus Schilderungen aus der Sicht der Opfer (oder deren Angehörigen) und aus Rückblicken aus der Sicht des jungen Mannes Jens (in der Vergangenheitsform), die leider einen wichtigen Aspekt des Buches bereits vorwegnehmen. Der Schreibstil der beiden Autorinnen lässt sich flüssig lesen, ist aber eher geruhsam.

 

„Mann ohne Herz“ ist zwar oberflächlich betrachtet ein Krimi, im Grunde bildet der Kriminalfall aber nur einen losen Rahmen, um die Leben verschiedener Personen zu beleuchten. Im Mittelpunkt steht natürlich, wie könnte es anders sein, das Leben der Protagonistin Siri Bergmann. Ihre Gedanken, die der Leser dank der Ich-Perspektive direkt mitbekommt, drehen sich öfter um ihren Lebenspartner oder ihre (ehemalige) beste Freundin, als um ihre Arbeit. Auch die Erlebnisse von Jens (der sich selbst „das traurige Herz“ nennt) nehmen viel Platz ein. Wer sich in Krimis gerne mit den Leben der Ermittler und anderer Beteiligter beschäftigt, kommt hier voll auf seine Kosten. Wer sich, wie ich, eigentlich lieber auf den Kriminalfall und seine Auflösung konzentrieren würde, dem wird „Mann ohne Herz“ wohl zu viel „Drumherum“ bieten.

 

Mein Fazit

Alltagsstudie mit einem Klecks Krimi. Wer so etwas sucht, dem kann ich „Mann ohne Herz“ gerne weiterempfehlen. Wer einen spannenden, schweisstreibenden Krimi sucht, wird mit diesem Buch wohl nicht glücklich.