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Literaturverfilmungen

Romane auf der Leinwand

Literaturverfilmungen stehen schnell in der Kritik. Sind sie zu nah an dem Roman oder entfernt sich die Umsetzung doch zu sehr von der literarischen Vorlage? Welche sind Deine Lieblings-Literaturverfilmungen? Und welches Buch würdest Du Dir als Film wünschen?

An diesem Donnerstag kamen gleich drei Literaturverfilmungen in die Kinos. „Inside WikiLeaks“ erzählt die Geschichte von Julian Assange und Daniel Domscheit-Berg, die Gründer der Enthüllungsplattform, und basiert unter anderem auf dem Erfahrungsbericht des Autors von „Inside WikiLeaks“. Daneben folgt mit „Thor – The Dark Kingdom“ nun auch der zweite Teil der Superhelden-Geschichte, die sich an dem gleichnamigen Marvel-Comicstoff orientiert. Als dritter Film hat „Die Nonne“ seine Grundlage in der Literatur. Denis Diderot verarbeitete in dem gleichnamigen Buch, das er 1760 schrieb, seine Ablehnung gegenüber dem Gottesgnadentum und der Dominanz der Kirchen.

Überhaupt füllten in diesem Jahr etliche Literaturverfilmungen die Kinosäle. Neben „Der große Gatsby“ und „Nachtzug nach Lissabon“ wurden auch die Romane „Der Zauberer von Oz“, „Feuchtgebiete“ und „Percy Jackson – im Bann der Zyklopen“ filmisch umgesetzt. Zum Ende des Jahres können wir uns außerdem noch  auf die jeweils zweiten Teile von „Tribute von Panem“ und „Der Hobbit“ sowie die Umsetzung des historischen Romanstoffes „Der Medicus“ freuen.

Es gibt Leser, die sich der Verfilmung ihrer Lieblingsbücher ganz verwehren. Aus Angst, zu sehr enttäuscht zu werden, wenn Fantasie und Realität nicht übereinstimmen, meiden sie den Kinobesuch. Andere schauen sich die Filme dagegen sehr gerne an. Doch so oder so, Literaturverfilmungen müssen hohen Erwartungen gerecht werden. Denn Kritiker werden immer die Frage stellen, in welchem Verhältnis Roman und Verfilmung stehen. Wird die Handlung unverändert übernommen, handelt es sich eher um eine Interpretation (von zurückhaltend bis gewagt) oder dient der Roman lediglich als Ideengrundlage? Und immer wieder kommt es zur Diskussion: Entfernt sich der Film zu weit von der Vorlage oder ist er verbissen damit beschäftigt, möglichst nah am Roman zu bleiben?

Die diesjährige Verfilmung von „The Great Gatsby“ mit Leonardo DiCaprio hat mir sehr gut gefallen. Zwar droht die Handlung an manchen Stellen vom vielen Prunk, der dominanten Musik und dem Glitzer und Glamour der Kostüme in den Hintergrund zu geraten, doch immer im richtigen Moment kehrt der Film zurück zur Geschichte über den geheimnisvollen und unnahbaren Gatsby, der sich in seiner Liebe zu Daisy beinahe selbst verliert – und dabei, das sei nur nebenbei erwähnt, von DiCaprio mit seiner für ihn typischen Mischung aus Arroganz und  Liebenswürdigkeit perfekt verkörpert wird.

Einen anderen Roman habe ich mir lange als Film gewünscht, doch leider galt er in Fachkreisen als unverfilmbar. Ende letzten Jahres erschien er aber doch auf der Kinoleinwand und erhielt neben vielen anderen Preisen auch vier Oscars. Der amerikanisch-taiwanische Filmregisseur Ang Lee stellte sich der Herausforderung und überzeugte die Kinogänger mit seiner Verfilmung von Yann Martels „Schiffbruch mit Tiger“ nicht nur mit beeindruckenden Bildern, die auch in 3D zu erleben waren, sondern auch mit einer tollen Umsetzung des so schwierigen Stoffes. Die Grundthemen des Romans, die philosophischen Überlegungen, der Glaube des Helden und die Frage nach der Glaubwürdigkeit von Erzähltem, stehen auch im Film im Mittelpunkt.

Der Roman als Buch

Ich habe mir darüber Gedanken gemacht, welche Romane sich für Verfilmungen eignen würden. Großes Interesse hätte ich an einer Umsetzung von Herman Kochs Roman „Angerichtet“. Ich stelle mir die beiden Elternpaare in der Besetzung von „Liebe braucht keine Ferien“ vor. Alles beginnt mit einer harmlosen Situation: Jude Law, Cameron Diaz, Kate Winslet und Jack Black sitzen in einem Spitzenrestaurant und sprechen über ihre Kinder. Das Ganze müsste in der Form von „Gott des Gemetzels“ gestaltet sein. Der Zuschauer fühlt sich unbehaglich als Zeuge eines Schauspiels, das sich zwischen Skurrilität und entsetzlicher Grausamkeit bewegt.

Auch „Die hellen Tage“ von Zsuzsa Bánk würde sich, wie ich finde, sehr gut als Film eignen. Eine berührende, schöne, aber auch traurige und düstere Geschichte mit einer melancholisch-verträumten Atmosphäre.

Ich habe auch Torsten gefragt, welches Buch er sich als Film wünschen würde, und er nannte „Alle meine Wünsche“ – den Roman von Grégoire Delacourt über die französische Kurzwarenhändlerin, deren Leben sich mit einem Lottogewinn plötzlich von Grund auf verändert.

Welchen Roman könntest Du Dir gut als Film vorstellen?

Schaust Du Dir gerne Literaturverfilmungen an oder meidest Du die filmischen Umsetzungen von Romanen?

Autor des Artikels: +Maren Kahl

Kommentare

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heike_e kommentierte am 05. November 2013 um 20:27

Wenn es mir um die Geschichte geht, die erzählt wird, lese ich lieber das Buch. Wenn es mir gefällt, schau ich mir meistens den Film nicht an.

An Filmen mag ich mehr die Bilder und die Musik, also entweder beeindruckende Landschaftsaufnahmen oder viel Action mit Verfolgungsjagd und Krach Boom Bäng, was ich in Büchern wiederum nicht so mag.

 

Erika Doris Pernold ergänzte am 06. November 2013 um 12:29

Ich mochte Buch und Film von "Der Vorleser", der Film transportierte die Stimmung optimal und sowohl Kate Winslet als auch Ralph Fiennes werden den Protagonisten mehr als nur gerecht. Da war ich sehr begeistert.

Gar nicht anfreunden konnte ich mich mit den Verfilmungen von "Die Nebel von Avalon" und "Die Säulen der Erde". Da hatte ich bei beiden das Gefühl sowohl Charaktere als auch Geschichte werden zugunsten von Action und Zeitproblematiken vergewaltigt - *brrrrrrr*

Fornika kommentierte am 07. November 2013 um 18:40

Die Säulen der Erde fand ich auch total schlecht, aus den von dir genannten Gründen. Ich konnte sie mir gar nicht bis zum bitteren Ende ansehen ; )

 

Tita86 kommentierte am 06. November 2013 um 19:53

Am besten finde ich immer noch "Stolz und Vorurteil", den hab ich mir schon soooo oft angeschaut. Auch die Harry Potter Filme finde ich gut gemacht, auch wenn manches nur für die Leser der Bücher verständlich ist.

Grauenvoll: " PS: Ich liebe dich". Das wurde das wunderschöne Buch komplett verschandelt :-(

lesebrille kommentierte am 07. November 2013 um 07:37

Ich fand die Stig-Larsson Buchreihe sehr gut verfilmt .

Aber neulich kamen  im TV  Die Filme zu "Der Mann,der kein Mörder war" und "Die Frauen,die er kannte" Da passten die männlichen Schauspieler überhaupt nicht;einen  "Frauenaufreißer" stelle ich mir ganz anders vor,nicht nur optisch auch in der Art mit Frauen zu reden. Passte für meinen Geschmack gar  nicht.

Sandra Bergmann kommentierte am 07. November 2013 um 20:29

Also ich gucke gerne Literaturfilme, wenn mir die Bücher gefallen haben. Von der 1. Film der Panem-Trilogie war ich begeistert, auch wenn bei der Losung der Tribute am Anfang Haymitch vermisst habe, aber das ist nur eine Kleinigkeit. Insgesamt aber sehr gut gelungen.

Was ich mir sehr gut vorstellen könnte, wäre "Ein ganzes halbes Jahr" von Jojo Moyes oder "Starters" & "Enders" von Lissa Price. "Die Bestimmung" von Veronica Roth wird ja gerade gedreht, da bin ich sehr gespannt, wie der wird, ebenso beim 2. Teil der Panem-Trilogie. :-)

Borkum kommentierte am 08. November 2013 um 13:28

Bisher war ich meistens enttäuscht von den Filmen, da sie doch oft sehr weit entfernt vom Buch sind. Ich gehe daher nicht gerne in Filme wo ich bereits das Buch kenne.

Gefallen haben mir die Verfilmungen ´von Harry Potter.

chaosbaerchen kommentierte am 08. November 2013 um 15:38

Wenn man das Buch vor dem Film gelesen hat, ist eine gewisse Enttäuschung meiner Meinung nach vorprogrammiert, denn die eigene Vorstellungskraft kann kaum überboten werden.

Dennoch gibt es viele gute Literaturverfilmungen, man muss sie als Interpretation eines anderen sehen, dann ist man auch nicht enttäuscht.

Ich fand zum Beispiel die Verfilmung von der "Frau des Zeitreisenden" sehr gut gemacht, obwohl sie vom Original abwich. Auch den ersten Film der Panem-Trilogie fand ich durchaus gelungen.

Dennoch stelle ich immer wieder fest, dass ein Film das Buch, auf dem es basiert, nicht ersetzen, sondern allenfalls ergänzen kann. Man muss die beiden Medien getrennt voneinander sehen.

Anchesenamun kommentierte am 08. November 2013 um 16:19

Wenn man sich bei einer Verfilmung zu sehr an seine eigenen Vorstellungen während des Lesens hält, wird man meist nur enttäuscht. Richtig gut fand ich die Verfilmung von "Bridget Jones", auch wenn da natürlich auch einiges nicht gepasst hat. Gut fand ich auch "3069 Tage". Und ich finde die "Harry Potter"-Filme auch super, v. a. die ersten drei Teile. Hingegen haben mir "Rubinrot" und "Sophies Welt" (Meiner Meinung nach eher unverfilmbar.) nicht gefallen.

Spontan fällt mir gerade kein Buch ein, das ich unbedingt verfilmt sehen möchte.

cellosymphonium kommentierte am 09. November 2013 um 01:07

Meine Lieblingsbuchverfilmungen sind die unendliche Geschichte Teil 1 und Anne of Green Gables, weil ich dort viele meiner Bilder aus meinem Kopfkino wiedergesehen habe und diese Verflimung nah genug an der Vorlage sind, aber trotzdem Dinge aus filmischen Gründen verändert wurden. Nicht alles funktioniert im Film so gut wie im Buch, daher müssen Änderungen sein und sind auch sinnvoll.

Sarah_O kommentierte am 09. November 2013 um 08:07

Ich wünsche mir eigentlich von keinem Roman eine Verfilmung. Ich habe die doch schon in meinem Kopf "verfilmt" und keine Leinwand-Produktion kann dem gerecht werden.

So wie es gute Autoren gibt, gibt es doch auch gute Drehbuchautoren, die ihre eigenen Ideen entwickeln können und direkt so schreiben, dass es sich als Film eignet. Nur für den Namen das Buch zu zerpflücken und halbherzig wieder zusammen zu basteln - das finde ich nicht gut. Alles übertroffen hat für mich die erste Nele-Neuhaus-Verfilmung des ZDF. So was grauenhaftes habe ich noch nie gesehen. Und alles nur, um mit dem Namen Zuschauer zu locken.

Es gibt Verfilmungen, die ich ok fand. Harry Potter beispielsweise - da auch die ersten beiden Romane eher kindlich waren, kann ich sogar damit leben, dass die Kinderdarsteller nicht so überzeugen. Aber das ist ja oft so, gerade bei Kinder- und Jugendbuchverfilmungen. Die Jungschauspieler sind sehr oft eher hölzern. Trotzdem gibt es auch in Harry Potter Szenen, die ich misslungen fand - beispielsweise die Zerstörung des Fuchsbaus: Kino-Effekthascherei.

Die Tribute von Panem haben mich auch nicht ganz überzeugt. Katniss' Lebensgeschichte, die Geschichte des Landes und auch ihre Beziehung zu Peeta wurde oft nur schnell gezeigt oder nicht deutlich genug behandelt. Dadurch hatte die Charaktere auf Teile meiner Familie, die das Buch eben nicht kannten, eine ganz andere Wirkung als ich sie im Buch hatte.

Mir wäre es lieber Bücher blieben Bücher und Filme Filme. Wenn man schon mischen muss, dann so nah wie möglich an der Vorlage - wenn man es nicht hinbekommt, soll man die Finger davon lassen. Aber City of Bones ist ja wohl schon nicht so dolle gelaufen - vielleicht hat das jetzt langsam das Ende der Jugendbuchverfilmungen eingeläutet.

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