conro fragte am 18.09.2013 | Sonstiges

Marcel Reich-Ranicki ist tot

Soeben lief diese nachricht über alle News-Ticker: Deutschlands bedeutendster Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki ist tot. Habt Ihr seine seine Memoiren "Mein Leben", in denen er seine Verfolgung durch die Nazis verarbeitete, gelesen. Habt Ihr ihn in seiner Fernsehsenung "Das Literarische Quartett" gesehen oder woher kennt Ihr ihn? Kennt Ihr ihn überhaupt?

Kommentare

Sandy kommentierte am 18. September 2013 um 16:52

Wer kennt ihn nicht? Ich persönlich habe mich mit ihm nicht weiter befasst und so weder seine Memoiren gelesen, noch seine Sendung gesehen.

Dennoch: R.I.P.

JeannyMeyer kommentierte am 18. September 2013 um 16:54

Ich finde es unfassbar traurig, dass er tot ist. Mit über 90 Jahren ist es natürlich unvermeidbar und auch gerechtfertigt, die Welt zu verlassen.
Dennoch - was zurück bleibt, das ist die Literatur, und die wird es ohne Marcel Reich-Ranicki ein wenig farbloser und schwerer haben.
Vor wenigen Tagen kam ein Interview mit ihm im TV und ich dachte für mich, wie gut es ist, dass er noch lebt.
Herr Reich-Ranicki, nehmen Sie diesen Tod nicht an.

Red-Sydney kommentierte am 18. September 2013 um 17:24

Ich hab es gerade gelesen und war erst einmal geschockt. Marcel Reich-Ranicki war für mich einer dieser Menschen, von denen man denkt, dass sie ewig leben. Aber klar, er war schon über 90, da ist der Tod nichts ungewöhnliches mehr. Trotzdem...

Ich hab ein paar mal "Das Literarische Quartett" angeschaut und ihn auch ab und an bei einem Interview in einer Talkshow gesehen. Er war definitiv eine Größe in der Literaturszene, auch wenn ich nicht immer mit seinen Ansichten einer Meinung war.

Ruhen Sie in Frieden, Herr Reich-Ranicki!

fio kommentierte am 18. September 2013 um 17:49

Hellmuth Karasek hat einmal über ihn gesagt: "Reich-Ranicki hat nur einen Glauben, den an die Überlebenskraft der Literatur und Kultur. Dieser Glaube ist frei von falschen Illusionen, aber er ist schön und stark." Und ich glaube er wird ihn bewahren, wo immer er jetzt ist. R.I.P.

Sarah_O kommentierte am 18. September 2013 um 18:08

Wer kennt ihn nicht? Seine Biographie habe ich nicht gelesen, aber ich denke, der Mann ist jedem ein Begriff. Ob ein sympathischer oder nicht, ist eine andere Sache.

Er war über 90, hatte schon länger keine öffentlichen Auftritte mehr. Ich denke, er hat alles erreicht, was man erreichen kann, und ist zurecht sehr bekannt geworden.

Fianna Cessair kommentierte am 18. September 2013 um 19:47

Ich mochte ihn sehr, jemand, der sich nie hat verbiegen lassen. ein ganz Großer ist von uns gegangen.

Ich neige mein Haupt. R.i.P.

regenbogen kommentierte am 18. September 2013 um 19:54

Den Namen haben ich schon des öfteren in den Medien gehört. Ich habe jedoch noch nichts von ihm gelesen.

Amelie kommentierte am 18. September 2013 um 21:24

Ich fand ihn ziemlich unsympathisch, von daher habe ich jetzt nicht unbedingt geweint. Ist immer schade, wenn jemand stirbt, aber der Typ hat mich kein Stück interessiert, als er noch lebte.

tystria kommentierte am 18. September 2013 um 22:47

Ein großartiger und kluger Mann, der nicht nur Kritiker, sondern auch ein sehr begabter Autor war. Ich empfehle allen, die ihn "unsympathisch" finden, doch mal eins seiner Bücher zu lesen und sich dann eine Meinung zu bilden!
Seine bissigen und ehrlichen Kommentare werden mir sehr fehlen!

Amelie kommentierte am 18. September 2013 um 23:53

Ich glaube, das galt jetzt mir?! Danke für die Empfehlung, aber da ich Bücher dieser Art generell nicht lese und ihn dann obendrein auch noch unsympathisch finde, besteht für mich jetzt kein Grund, das zu tun.

Ich glaube, dass er sicher jemand sehr Außergewöhnliches war, aber mögen muss ich ihn deshalb trotzdem nicht.

conro kommentierte am 19. September 2013 um 01:51

Du nennst Bücher, die sich mit den Greueltaten der Nazis befassen, also "Bücher dieser Art"? Ich nenne sie "Bücher gegen das Vergessen" und würde mir wünschen, das besonders junge Leute diese lesen. Besonders unter dem Aspekt der braunen Suppe, die in manchen Teilen unseres Landes wieder herumschwappt.

Sarah_O kommentierte am 19. September 2013 um 02:25

Vielleicht lassen wir die Kirche mal im Dorf, oder? Nirgends war definiert, von welchen Büchern überhaupt die Rede war. Literaturkritiken? Vielleicht sind "Bücher dieser Art" auch (Auto)biographien? Und ich finde nicht, dass man Marcel Reich-Ranickis Veröffentlichungen pauschal als "Bücher, die sich mit den Greueltaten der Nazis befassen" zusammenfassen kann, sodass mir dieser Zusammenhang zu den "Büchern dieser Art" doch sehr weit hergeholt zu sein scheint. Davon hat Amelie nichts geschrieben.

Nicht alles, was den Nationalsozialismus aufarbeitet muss jeden Leser ansprechen - rein von der Art, nicht vom Inhalt her. Allerdings wird er so vielfältig in der Literatur behandelt, dass ich sicher bin, jedem Leser wird auch dieses wichtige Thema irgendwann begegnen. Auch ohne die Bücher von Marcel Reich-Ranicki.

Amelie kommentierte am 19. September 2013 um 10:19

Dankeschön, Liebe Sarah, genau darauf bezog sich das Bücher dieser Art.
Und ich bin so ziemlich der unbraunste Mensch der Welt, aber vielen lieben Dank auch. (Nur so nebenbei: Meine beste Freundin kommt aus Israel und ist Jüdin, daher ist das Thema für mich sogar sehr interessant. Es ging also wirklich um die ART der Bücher) Ich kann ja nichts dafür, dass es immer noch solche Vollidioten gibt. Aber super, dass die steigenden Tendenzen dieser Art auch wieder mal NUR der Jugend zugeschoben werden. Ich kenne gerade mal einen Menschen, den ich als nationalsozialistisch bezeichnen würde und der hat das von seinem Vater. Achso und er ist übrigens auch schon weit über 20.

Claudia Junger kommentierte am 19. September 2013 um 10:08

Ich habe weder seine Memoiren gelesen noch den Film gesehen. Ich kannte ihn vom "Das literarische Quartett" bzw. wusste ich, dass er dort mitmacht. Gesehen habe ich davon allenfalls mal Ausschnitte. Als Gast in diversen Talkshows war er mir bekannt und vor allen Dingen muss ich an seine Weigerung, den "Deutschen Filmpreis" anzunehmen, denken. Sympathisch war er mir nicht, auch sein Leben hat mich nicht weiter interessiert. Ghetto hin oder her.
Aber: Ich kenne kaum jemanden, der so vehement, offen und ehrlich seine Meinung gegenüber vielen anderen Menschen öffentlich vertreten hat. Mag er Recht gehabt haben oder nicht. Wir alle hier, die gerne lesen, wissen doch auch, dass das einfach nur Geschmackssache ist. Oder? Er hat ein stolzes Alter erreicht. Wo auch immer er jetzt ist, ich wünsche ihm alles Gute und seinen Frieden.

fio kommentierte am 19. September 2013 um 11:55

Bei dem Thema wird schnell ein Nerv getroffen, was wohl auch verständlich ist. Wenn ich mir den Thread durchlese, klingt das für mich aber ehrlich gesagt nach einem Missverständnis. Amelie hat ja schon geschrieben, dass sie mit "Büchern dieser Art" wirklich nur die Art meinte und nicht den Inhalt. @ Amelie: Bei Conros Post konnte ich jetzt aber auch nicht herauslesen, dass er/sie dir unterstellt, dass du Teil der "braunen Suppe" bist und auch nicht, dass Conro diese Art von - nennen wir es mal Gesinnung - als reines Jugendproblem bezeichnet. In dem Post steht nur, dass Conro sich wünscht, dass besonders junge Leute diese Bücher lesen - nicht nur junge Leute. Zum einen vielleicht, weil sie das Thema, anders als die älteren Generationen, sonst nur aus dem Geschichtsunterricht kennen. Zum anderen vielleicht auch aus der Hoffnung heraus, dass junge Menschen noch nicht so festgefahren sind und Vorurteile deshalb noch leichter abbauen können (bevor Protest kommt: das ist eine Vermutung, schließlich weiß nur Conro, was genau er/sie damit gemeint hat - und meiner Meinung nach ist der Kopf bei allen rund, so dass die Gedanken die Richtung noch ändern können (egal wie alt sie sind)).

Ob man Marcel Reich-Ranicki sympathisch findet oder nicht ist, wie so vieles im Leben, wohl Geschmackssache. Unabhängig davon, ob wir ihn mochten oder nicht, teilen wir aber doch auf jeden Fall eins mit ihm: die Leidenschaft für Bücher, oder nicht? Er hat sie geliebt, für sie gekämpft und ihnen sein Leben gewidmet. Ich persönlich bin deshalb traurig, dass er tot ist (aber ich kann auch verstehen, dass deshalb nicht gleich alle anderen in Tränen ausbrechen... ist doch auch ok... es muss ja nicht jeder jeden mögen).

Davon abgesehen bin ich mir übrigens ziemlich sicher, dass sich in einer Community wie WLD keine Menschen mit fragwürdiger Ideologie tummeln. Menschen, die Bücher lieben, haben Phantasie, Herz und Verstand - und das unterscheidet sie definitiv von den betreffenden Personen.

Amelie kommentierte am 19. September 2013 um 12:53

So im Nachhinein hast du durchaus recht, das habe ich vermutlich in dem Moment falsch verstanden, weil der Kommentar genrell so vorwurfsvoll klang.

Mal so am Rande: Selbst wenn ich damit Literatur um den zweiten Weltkrieg gemeint hätte, was wäre daran so schlimm gewesen? "Bücher dieser Art" ist doch nichts abwertendes, oder vertue ich mich da jetzt? Ich bin eben ein Unterhaltungsleser und lese Biographien beispielsweise so gut wie nie. Eigentlich lese ich so ziemlich ausschließlich Jugendliteratur. Aber das heißt ja nicht, dass einem das Thema dort nicht begegnet. Die Bücherdiebin zum Beispiel ist eins meiner Lieblingsbücher. Ich bin aber auch einfach ein sehr emotionaler Mensch und kann mir beispielsweise auch keine Dokumentationen zum Thema ansehen ohne gleich anzufangen zu weinen. Das Thema geht nun einmal unter die Haut und, wenn ich lese, dann mache ich das normalerweise aus Unterhaltungsgründen und Jugendromane unterhalten mich bisher nun einmal am besten. Ergo: Bücher in der Art wie er sie geschrieben hat, sind nichts für mich. Vielleicht ändert sich das in zehn Jahren mal, wer weiß, aber jetzt ist das der Stand der Dinge.

Fio, ich hoffe du hast recht. Aber du würdest dich wundern. Die von mir erwähnte Person, wirkte nämlich am Anfang wirklich nett... (und liest auch tatsächlich ab und an Bücher und studiert Jura) und dann hat man den Freundeskreis kennen gelernt, der einem dann erzählte, den Holocaust hätten ja ohnehin die Ammis erfunden. Einen Hitlerbart hat sich auch einer wachsen lassen. Und dann stellte sich raus, dass besagte Person aktiv für die NPD Werbung macht. Plakate aufhängt etc. Hauptsache Ausländer raus und die meisten von den Idioten haben selbst Großeltern, die von woanders herkommen... -.- Mit solchen Leuten könnte ich mich den ganzen Tag lang streiten... 

fio kommentierte am 19. September 2013 um 22:07

Da stimme ich dir zu: "Bücher dieser Art" heißt in dem Fall einfach nur, dass es nicht dein Genre ist und ich glaube jeder hier kann nachvollziehen, dass man manche Literatursparten eben mehr mag als andere (wäre ja auch langweilig, wenn alle denselben Geschmack hätten). Unabhängig davon hast du aber ja mit der Bücherdiebin trotzdem einen Zugang zu dem Thema gefunden und interessierst dich auch sonst dafür und hast eine Meinung dazu (und ich denke, das ist letztendlich das Wichtigste). Conro hat völlig Recht, dass Jugendliche mehr zu diesem Thema lesen sollten, aber ich glaube das betrifft vor allem jene, die - anders als du - denken, dass es nicht mehr wert ist darüber zu reden, welche Ausmaße ausgrenzendes Denken und Handeln annehmen können. Gerade diese Jugendlichen sind allerdings leider nicht gerade einfach dazu zu motivieren, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Und noch weniger solche Leute, wie die Person, von der du geschrieben hast. Die mögen zwar vielleicht Bücher lesen, aber nur solche, mit denen sie ihr Weltbild bestätigen. Das ist sehr praktisch, weil man so seine eigenen Illusionen prima aufrecht erhalten kann. Mit Leidenschaft hat das allerdings nichts zu tun. Und auch nicht mit Phanatasie, Herz und Verstand. Deshalb glaube ich nach wie vor, dass solche Menschen nicht in eine Community wie diese finden (zumindest solange sie an ihrer Ideologie festhalten).

fio kommentierte am 19. September 2013 um 22:12

Und wenn doch, dann besteht für sie in meinen Augen zumindest berechtigte Hoffnung, dass ihnen irgendwann klar wird, welche Verschwendung es ist, in einer bunten Welt immer nur schwarz-weiß zu denken.

conro kommentierte am 19. September 2013 um 14:02

Liebe Fio, Du bringst es auf den Punkt. Ich wollte damit niemanden angreifen, sondern eben wirklich nur darauf hinweisen, das ich "diese Bücher" auch in der heutigen Zeit für wichtig erachte. Und nein, auch ich kenne diese Zeit GottseiDank nur aus den Geschichtsbüchern und einem Manuskript meines Urgroßvaters, der seine Erlebnisse niederschrieb. Diese habe ich heimlich mit 8 Jahren gelesen und die Anfangszeilen habe ich immer noch im Kopf: "Überall liegen zerfetze Körper herum, ich muss über abgerissene Arme und Beine steigen, um in den schützenden Graben zu kommen. Und mir wird bewußt: Diese Teile sind Teile meiner Kameraden!" Natürlich wurde die Mappe sofort vor mir versteckt und bei einem nachfolgenden Umzug (leider) entsorgt. Doch mein Interesse war geweckt; ich wollte verstehen und habe mir eben dazu Bücher besorgt. 

Warum ich die Jugend angesprochen habe? Eben weil im Geschichtsunterricht diese Zeit nur kurz abgehandelt wird, ein komplexes Wissen nicht mehr vermittelt wird. Und immer mehr Jugendliche Halt in dieser "Gemeinschaft" finden. Dort ist jeder willkommen, auch Dicke, die sonst eher ausgegrenzt werden. Die Propaganda spricht vielen aus den Herzen, erscheint stimmig. Aber eben nur, wenn man nicht die Geschichte dahinter kennt. Und diese kann man eben nur noch aus den Büchern erfahren. Das war meine Kernaussage.

Und zum Abschluss kann ich ohne Wenn und Aber Fio´s Abschlusssatz kopieren: Davon abgesehen bin ich mir übrigens ziemlich sicher, dass sich in einer Community wie WLD keine Menschen mit fragwürdiger Ideologie tummeln. Menschen, die Bücher lieben, haben Phantasie, Herz und Verstand - und das unterscheidet sie definitiv von den betreffenden Personen.

Maryann Flamel kommentierte am 20. September 2013 um 12:57

Beim Schreiben meiner Staatsarbeit bin ich auf ein Spiegel-Interview von 2001 mit Marcel Reich-Ranicki gestoßen, und ich finde, er hat genau verstanden, welche Aufgabe Literatur hat:

"Sie soll den Menschen Freude, Vergnügen und Spaß bereiten und sogar Glück."

Wunderbar auf den Punkt gebracht. 

Sarah_O kommentierte am 20. September 2013 um 13:04

Da hatte er allerdings recht. Sollten sich manche Kritiker heutezutage mal eine Scheibe von abschneiden. Erst vor ein paar Tagen habe ich wieder eine Rezension eines solchen "professionellen" Kritikers gelesen, bei der zwischen Anspruch und Unterhaltung "balanciert" werden musste. Beides zusammen scheint nicht zu gehen, bzw. die Unterhaltung scheint verpönt zu sein.

Giselle74 kommentierte am 21. September 2013 um 11:35

Seit ich mich mit Literatur beschäftige kenne ich Marcel Reich-Ranitzky. Er war irgendwie schon immer da und es ist für mich ganz schwer zu akzeptieren, daß das natürlich nicht so bleiben konnte. Er war sicherlich kein einfacher Mensch, aber er hat es sich selbst auch nicht leicht gemacht. Keiner, den man schnell vergißt...