Rezension

Zu wenig Emotionen

Schwimmen - Nicola Keegan

Schwimmen
von Nicola Keegan

Bewertet mit 3 Sternen

Philomena wird in das Haus eines Fledermausforschers hineingeboren. Die Mutter, schon immer ein wenig überdreht, geht nach mehreren Schicksalsschlägen nicht mehr aus dem Heim, dass zudem von dunklen Nonnen bewohnt wird, die ihren Lebenssinn darin finden Pip das Leben zu erschweren. Philomena flieht von zu Hause, ins Schwimmbecken, sie krault mit den Sorgen um die Wette und stellt dabei Höchstleistungen auf, die sie bis zu mehreren Olympiaden führen. Abseits des Schwimmbeckens versucht sich Philomena abwechselnd im Erwachsenwerden, in der Liebe, obwohl sie meist im Misstrauen hängen bleibt. Sie bricht auch niemals den Kontakt zu ihrer Familie ab, in kruder Haufen von Lebensverweigerern, Süchtigen und Spiessern. Das Karriereende von Philomena markiert eine wichtige Wende in ihrem Leben, dessen weiterer Verlauf nur fragmentarisch beleuchtet wird.

Meinung:

Zu Beginn hatte ich Schwierigkeiten mit dem Buch. Die Baby Lenny Fischgeschichte bringt etwas Humor herein, ansonsten fand ich viel Leerlauf bis etwa nach Hundert Seiten die Geschichte deutlich an Fahrt gewinnt. Bis dahin sind mir die Schilderungen zu austauschbar, zu wenig mitreissend geschrieben. Gut in Amerika ist es immer noch ein Thema sich aus den Klauen der Kirche zu befreien, aber diese Kindheitserzählung hat wenig neues zu bieten, habe ich anderswo schon besser gelesen, wobei Nicola Keegan sprachlich auf hohem Niveau bestehen kann. Ihr Schreibstil ist prägnant, flüssig, bilderreich, originell und ist auf eine merkwürdige Weise distanziert, obwohl eine "Ich"Erzählerin am Werk ist. Natürlich ist mir bewusst, dass diese Distanziertheit die Folgen ihrer Kindheit darstellen, aber mir bleibt Philomena ein bisserl zu blass, zu steril. Bis die Schicksalsschläge über die Familie hereinbrechen, ab Seite Hundert hat mich Nicola Keegan voll gefangen, excellente Darstellung, der dunklen Gläubigen und deren Sinnfindung, in der Sinnkrise der Mutter. Dreihundert begeisternde Seiten, die Pip zum Erfolg führen, der ihr allerdings kaum seelischen Halt vermittelt. Philomena ist zwar durch ihre unterkühlte, etwas hüftsteife Art nie mein Liebling, aber sie gewinnt meinen Respekt. Eine wirklich erstklassige Arbeit der Autorin. Der Schlussteil lässt mich jedoch ratlos zurück. Pip beendet ihre Karriere, probiert sich aus und reist nach Paris. Mir sind ihre Gedanken und Handlungsweisen auf den letzten siebzig Seiten zu verworren, bis kryptisch. Insgesamt ein absolutes Lesevergnügen!