Rezension

Wissenschaftlich fundiert, aber leider eher langatmig aufbereitet

Im Bann des Bösen -

Im Bann des Bösen
von Alexandra Przyrembel

Bewertet mit 3.5 Sternen

Thematisch hat es mich total angesprochen und ich finde den Ansatz der Autorin auch ziemlich gut.

Es geht um die Konstruktion einer "Hexe von Buchenwald" dabei spielt auch das damalige Frauenbild eine Rolle. Es bleibt unbestritten, das Ilse Koch eine Täterin ist, es geht der Autorin aber darum, zu zeigen, wie dieses Täterbild nach 1945 in der frühen Nachkriegsgesellschaft und übrigens auch von der amerikanischen Presse gezeichnet wird und sie zu einem "Monster" hochstilisiert. Sie also entmenschlicht. Persönlich sehe ich darin auch einen Mechanismus, in dem ich etwas so dämonisiere, muss ich mich nicht damit beschäftigen das Ilse Koch ein Mensch war und mich auch nicht mit eigener Schuld auseinandersetzen, weil sie als Dämon ja viel schlimmer ist. Dabei spielt neben der Schuldfrage auch das Bild von Frauen und Müttern eine große Rolle, bei der Bewertung ihrer Person. Das geht soweit, das auch die Argumentation des Gerichts, diesen Vorstellungen folgt.

Besonders interessant ist der "Fall Koch" auch deshalb, weil Ilse Koch einmal in der BRD zu einer weit höheren Strafe verurteilt wurde, als viele andere Täter, deren Schuld aus heutiger Sicht schwerer wiegt. Aber auch, weil hier DDR und BRD Geschichte aufeinander prallen. Das KZ Buchenwald lag in der Sowjetischen Besatzungszone und dann in der DDR. Beide Länder habe unterschiedliche Motive, denn Fall zu verhandeln.

Klar ist, Przyrembel hat eine fundierte und wissenschaftliche Herangehensweise und ich finde ihre Argumentation auch schlüssig. Einzig... das Buch hat das typische Problem, das oft bei deutschsprachiger wissenschaftlicher Literatur eintritt: Es liest sich sehr langatmig und stellenweise dadurch ziemlich langweilig. Auch weil die Autorin oft Fremdwörter verwendet, wo es nicht notwendig wäre. Das finde ich sehr schade, da das Buch so ehrlicherweise wenig zugänglich für ein eher Sachbuchorientiertes, allgemeines Publikum ist. Wen das nicht stört, dem sei das Buch dennoch empfohlen, da ich finde, das die Autorin wichtige Aspekte in der Geschichte der frühen deutschen Nachkriegszeit aufgreift.