Rezension

Winterwassertiefe Worte, die am Grund das Herz berühren.

Winterwassertief - Lilly Lindner

Winterwassertief
von Lilly Lindner

Bewertet mit 5 Sternen

Rezension:

Lilly Lindners Bücher berühren jedes Mal aufs Neue tief mein Herz. Ihre Worte sind schmerzhaft treffend, und erscheinen vielen Lesern, die Lillys Probleme als ihre eigenen kennen, als hätte die Autorin die Gedanken aus deren Köpfen genommen, und sie in ein wunderbares Wortgewand gekleidet. “Winterwassertief” ist Lillys zweiter Teil ihrer Biografie, und steht dem Ersten in nichts nach.

Nachdem Lilly im erste Teil, “Splitterfasernackt”, ihr Leben vor der Veröffentlichung ihrer Bücher aufarbeitet, zeigt “Winterwassertief”, wie es danach weiterging. Zwar ist Lilly der Prostitution entkommen, doch ist noch lange nicht ‘alles gut’. Ana, die Magersucht, hält sie nach wie vor in ihren Klauen und auch Lillys Seele weist, wie auch ihre Haut, noch immer tiefe Schnittwunden auf.

Für mich fühlte es sich beim Lesen des Buches an, als würde ich Neuigkeiten einer Freundin in der Ferne lesen. Man lernt Lillys umstrukturiertes soziales Umfeld kennen – Chase, ihre beste Freundin Lady, die mit ihrer Tochter mittlerweile in einem anderen Land lebt, ihren Literaturagenten, der eine große Rolle einnimmt, und auch ihre Eltern, wobei die Mutter bei mir einen äußerst unangenehmen Eindruck hinterließ.

In meinem Kopf und meinem Herzen ist es eindeutig, dass “Winterwassertief” auf den Stapel meiner Lieblingsbücher wandert – doch zu erklären, warum genau das nun so ist, fällt mir schwer, da sicher nicht jeder die gleichen Empfindungen beim Lesen von Lillys Büchern hat. Ich verliere mich so wahnsinnig gerne in ihren unglaublichen Satzkonstrukten. Für mich sind ihre Texte wie ein ‘Alice-Wunderland’ in Buchstabenform, in das ich mich begeben kann, und das Gefühlsausbrüche in mir hervorruft … Außerdem fühle ich mit ihr und erkenne mich an manchen Stellen wieder.

Kurz gesagt – wer mit Lilly Lindners Büchern bisher etwas anfangen konnte, vor allem mit “Splitterfasernackt”, wird sich auch auf jeden Fall in “Winterwassertief” verlieren können. Die Triggerwarnung möchte ich allerdings auch bei diesem Werk nicht vergessen – wer Anfällig auf Themen wie Magersucht und Selbstverletzungen reagiert, sollte diese Lektüre mit Bedacht konsumieren.