Rezension

Wie starb der Märchenkönig wirklich?

Die Ludwig-Verschwörung - Oliver Pötzsch

Die Ludwig-Verschwörung
von Oliver Pötzsch

Bewertet mit 5 Sternen

Erst betritt ein seltsamer Besucher das Antiquariat von Steven Lukas und dann findet der Bücherliebhaber auch noch ein verwittertes Holzkästchen zwischen seinen Büchern. Das Kästchen enthält ein Geheimnis ungeahnten Ausmaßes: das über hundert Jahre alte Tagebuch eines Vertrauten von König Ludwig II., verfasst in einer Geheimschrift. Möglicherweise kann man mit dieser Schrift endlich hinter das Mysterium der Todesumstände des bayrischen Märchenkönigs kommen. Steven brennt sofort für diese Geschichte, jedoch wird ihm schnell klar, dass er nicht der Einzige ist, der Interesse am Inhalt des Buches hat. Hilfe bekommt Steven von der Kunstdetektivin Sara Lengfeld, jedoch werden die beiden alsbald von geheimnisvollen Kapuzenmännern verfolgt und auch ein Fanatiker hat es auf das Tagebuch abgesehen und schreckt vor nichts zurück.

So spannend und faszinierend kann die Historie sein, wenn sich der richtige Erzähler ihrer annimmt. Oliver Pötzsch gelingt es schon nach wenigen Seiten den Leser mit demselben Virus zu infizieren, der auch seinen Protagonisten befallen hat: man möchte einfach Zeile um Zeile wissen, was in diesem Tagebuch geschrieben steht. Und während diese Tagebuchgeschichte nach und nach entschlüsselt wird, befindet man sich mit Steven und Sara auf der Suche nach dem Geheimnis und auf der Flucht vor ihren Widersachern. Außerdem wechselt man immer wieder die Zeitebene, mal erlebt man die Vergangenheit zu König Ludwig II. Lebzeiten und dann befindet man sich wieder in der Gegenwart. Der Schreibstil ist mitreisend, die Dialoge wirken echt und die einzelnen Charaktere glaubhaft. Der eigenbrötlerische Antiquar war mir gleich sympathisch.

Dieser historische Thriller lädt dazu ein die Märchenschlösser des vergangenen Königs mal genauer unter die Lupe zu nehmen und für den nächsten Ausflug dorthin, bekommt man in diesem Buch auch Standortkarten der Schlösser und den Grundriss von Schloss Neuschwanstein mitgeliefert. Im Nachwort erfährt der Leser auch, welche Inhalte den Tatsachen entsprechen und was dazu geflunkert war und für alle, die so richtig auf den Geschmack gekommen sind, gibt es noch ein kleines Glossar für Verschwörungstheoretiker.

Sehr schön finde ich auch das Buchcover, das auf mich, durch die Farb- und Motivwahl, märchenhaft blutig wirkt. Und ein wenig vergriffen und geheimnisumwoben, wie das Tagebuch...