Rezension

Wer ist schon normal?

Acht Wochen verrückt
von Eva Lohmann

Bewertet mit 5 Sternen

Ihr Debüt "Acht Wochen verrückt" ist aus Tagebuchaufzeichnungen entstanden, die Eva Lohmann während ihres eigenen Aufenthalts in einer psychosomatischen Klinik anfertigte. Um etwas Abstand zu bekommen, besonders wenn es um ganz persönliches geht, hat sie ihre Protagonistin Mila Winter genannt. Nach eigenen Angaben ist vieles autobiographisch, nur ab und zu hat sie etwas dazu gedichtet.

Milena Winter ist 27 Jahre alt, wurde gerade als Inneneinrichterin befördert, hat eine Beziehung, Freunde, eigentlich steht sie mitten im Leben, aber sie fühlt sich energielos, müde und ausgebrannt.

Nachdem Milas Depression ihr weiteres Funktionieren im Alltag, sowohl beruflich als auch privat unmöglich machte, musste sie sich damit abfinden, dass sie professionelle Hilfe benötigt und ließ sich in eine Klinik für psychosomatische Krankheiten einliefern. Dort soll sie erst einmal sechs Wochen verbringen, insgesamt werden es dann acht Wochen, die sie unter anderen Kranken verbringt, dabei lernt sie nicht nur die anderen, die ihr zuerst fremd erschienen, sondern auch sich selbst besser kennen.

Der Roman ist in acht Kapitel eingeteilt, Milas Gedanken von der ersten bis zur achten Woche als Verrückte inmitten anderer Verrückter. Warmherzig und ehrlich beschreibt sie ihre eigenen Erfahrungen, ihre Ängste und auch kleine Begebenheiten, die den Leser zum Schmunzeln bringen. Sowohl sich selbst, als auch die anderen beobachtet sie während des Klinikalltags genau, trotzdessen wirkt der Roman nicht voyeuristisch, sondern authentisch und selbstironisch. Somit bekommt man einen Einblick in Gespräche mit ihrem Therapeuten und Situationen in der Gruppentherapie. Die Autorin beleuchtet jedoch auch Momente, zum Beispiel beim Mittagessen, besonders schwierig für die Patienten mit den Essstörungen, und die Augenblicke der Freizeit, bei der es möglicherweise auch Zaungäste von außerhalb der Klinikmauern geben kann.

Es ist ein leichtes Buch über ein schweres Thema und Eva Lohmann hat es geschafft die richtigen Worte zu wählen, um behutsam, aber auch ohne zu beschönigen, damit um zu gehen. Es ist ein mutiges Buch, über das Tabuthema "Burnout", eine Krankheit, die so viele Menschen ereilt und trotz dessen oft totgeschwiegen wird.