Rezension

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Wenn niemand dich wirklich kennen darf

Ein anderes Paradies
von Chelsey Philpot

Contra Mundum- zusammen gegen den Rest der Welt: Das ist das Motto der beiden Freundinnen Julia und Charlie. Seitdem Charlie die schillernde Julia Buchanan kennt, ist nichts mehr wie vorher. Ihre Lebendigkeit, ihre Zerbrechlichkeit, ihr Witz und ihre Familie ziehen Charlie vollkommen in den Bann. Auch Sebastian, Julias Bruder, schleicht sich in Charlies Herz. Während sie in die unbekannte Welt von mondänen Partys, einflussreichen Familien und Charity-Arbeit eintaucht, wird ihr aber immer mehr bewusst, dass die Buchanans ein Geheimnis hüten, das auf gar keinen Fall ans Licht kommen darf.

Was mich sofort fesseln konnte, ist die Atmosphäre der Geschichte, das mondäne und zeitlose Leben, welches die Senatorenfamilie auf ihrem Anwesen Arcadia führt. Ich mag auch die Bezüge zu Arkadien und lateinischen Sinnsprüchen. Es entsteht sofort der Eindruck einer ausschweifenden Lebensart, die irgendwann Sprünge bekommen muss.

Charlie ist ein künstlerischer Geist, der eigentlich ganz sympathisch rüberkommt. Was ist an ihr nicht mag, ist, dass sie sich von ihrer neuen Freundin so blenden und vereinnahmen lässt und daraufhin all ihre anderen Freunde vernachlässigt. Julia macht von Anfang an einen sehr lebendigen, aber zerbrechlichen und traumatisierten Eindruck. Man versteht, warum Charlie sie um alles in der Welt beschützen möchte. Dass aber auch Julias Familie Charlie diese Verantwortung auflastet, ist mehr als unfair für ein so junges Mädchen, dass auch gar nicht wissen kann, worum es wirklich geht.

Die kleine Liebesgeschichte mochte ich, auch wenn sie teils etwas zu kurz kam und dadurch ein wenig überflüssig wirkte.

Der Schreibstil ist angenehm und mitreißend. Ich habe das Buch innerhalb weniger Stunden an zwei Tagen durchgelesen und diese Zeit auch sehr genossen. Leider hatte das Buch ein bisschen wenig Spannung zu bieten und auch das große Geheimnis, die Tragödie, die Julia mit sich schleppt und für die sie sich selbst geißelt, ist ziemlich bald offensichtlich, auch wenn Charlie etwas länger braucht.

Dass Julia all ihre Freundinnen fallen lässt, sobald diese die Wahrheit wissen, liegt ein klassischer Mechanismus zugrunde: Wenn man weiß, dass jemand die größte und schmerzlichste Wahrheit des eigenen Lebens kennt, bringt einen allein die Anwesenheit dieses Menschen immer wieder in die Situation des Versagens und Schmerzes zurück. Diesen Aspekt des Buches mochte ich sehr, weil es etwas verständlich macht, dass die meisten selbst im Leben schon durchmacht haben.

Letzten Endes hat mich die Geschichte aber relativ unberührt gelassen. Ich habe sie sehr gerne gelesen, einen bleibenden Eindruck konnte sie mir aber nicht vermitteln.