Rezension

WENIGER IST MEHR

Da vorne wartet die Zeit - Lilly Lindner

Da vorne wartet die Zeit
von Lilly Lindner

Die Menschen in der Stadt am Waldrand. Sie leben miteinander, sie leben nebeneinander her, sie sind allein, sie sterben - und doch hängen sie und ihre Schicksale alle zusammen: Der Kriminalpolizist, der einer grausamen Entführungsserie auf der Spur ist, das Mädchen aus gutem Hause mit dem unsagbaren Geheimnis, der weise Forscher der Zeit und die Mutter, die ihre kleine Tochter verliert. Sie alle leben in der Stadt am Waldrand, und sie alle sind mit dem Tod konfrontiert. Und mit der Zeit, die sich in der Unendlichkeit verliert. 

Dieser Text hat mich bezaubert. Die Idee, dass wir uns alle mit unseren Begegnungen, so flüchtig sie auch sein mag, beeinflussen, gefiel mir wahnsinnig gut. Doch der Inhalt des Buches hat mich leider enttäuscht. Fast jedes Kapitel fängt mit einer neuen Person an und es sind weit über 20. Es grenzt schon an eine Leistung sie alle auf 300 Seiten unterzubringen. Die Geschichten waren langweilig und jeder Charakter war oberflächlicher als der andere. Obwohl so viele Menschen in dem Buch starben, empfand ich kein Schicksal, keinen Tod tiefgreifend oder tragisch genug, um Mitgefühl empfinden zu können. 

Ich hätte mir gewünscht, dass sich Lilly Lindner nur auf wenige Figuren sich konzentriert und die Ereignisse geschickter miteinander verwoben hätte. Denn mir gefällt sehr gut, wie poetisch sie die unaufhaltsame Zeit beschreibt, die das Zeugnis der Vergänglichkeit ist.

Die einzige Erzählung, die mir aus dem Buch gefallen hat, war die Geschichte mit dem kleinen König der Zeit.

 

 

ÜBER DIE AUTORIN

Lilly Lindner wurde 1985 in Berlin geboren. Bereits mit fünfzehn begann sie autobiographische Texte und Romane zu schreiben. Viel Zeit verbringt sie heute mit der Arbeit mit Kindern.