Rezension

Was für ein tolles Buch

Die Charité -

Die Charité
von Gerhard Jaeckel

Bewertet mit 5 Sternen

Was für ein Buch !
Im Klappentext heißt es : " „Spannender als jeder Kriminalroman“, so schrieb der Münchner Merkur schon 1963, als die erste Auflage von Gerhard Jaeckels Buch erschien." Und spannend ist dies Buch auf jeden Fall. Und hochinteressant, auch für Leute, die nicht aus dem medizinischen Bereich kommen. Mit viel Liebe zum Detail, mit großer Liebe zu den Menschen und mit einer guten Prise Humor hat der Autor die Geschichte der Charite akribisch recherchiert, in den geschichtlichen Kontext mit viel Hintergrundinformationen eingebettet und wunderbar aufbereitet aufgeschrieben. Es ist ein Genuß das Buch zu lesen und ich habe die über 600 Seiten geradezu verschlungen. Man liest von den Anfängen als Pesthaus, den gruseligen Behandlungsmethoden, einzelnen berühmten Ärzten und ihren Erfolgen (und Mißerfolgen), und fiebert regelrecht mit, wenn es um neue Entdeckungen oder Methoden geht, obwohl man ja als medizinisch interessierter Mensch bei vielem ja schon weiß, wie es ausgeht oder das dies oder jenes von dem und dem erfunden bzw. entdeckt wurde. Dennoch bleibt es unglaublich spannend und man erfährt auch viel Neues. z.B. dass der König lieber den Henker als Arzt hatte, als die eigentlichen "Ärzte", da dieser aufgrund seiner Erfahrung im Foltern mehr von der Anatomie des Menschen weiß, als die "Ärzte". Schön fand ich auch, dass das Buch reich bebildert ist und man dadurch ein Gesicht zu den berühmten Namen hat.
Der neue, letzte Teil, von 1945 bis zur Wiedervereinigung ist dagegen eher dröge, obwohl es mich sehr interessiert hat, wie es dann weiterging. Aber auch wenn der Autor sich Mühe gegeben hat, ist es ihm nicht gelungen, das Werk Gerhard Jaeckels mit der gleichen Leichtigkeit und ebenso spannend und humorvoll fortzuführen. Man merkt aber, dass er versucht hat, in dem gleichen Stil fortzufahren und dafür ein Lob.
Ich bin von dem Buch begeistert. Es ist eine wirkliche Bereicherung und hat viel Spaß gemacht zu lesen. Vor allem ist es von Respekt den großen Entdeckern gegenüber und einer Liebe zu den Menschen geprägt. Der Respekt ist aber nicht ehrfürchtiges Verneigen, sondern auch diese Großen werden mit Augenzwinkern und ihren Schwächen dargestellt, sodass sie einem viel menschlicher vorkommen, als in anderen Büchern. Ein wirklich tolles Buch, dass ich jedem medizinisch, aber auch geschichtlich Interessiertem empfehlen kann.