Rezension

Was Freundschaft bewirkt

Mein Freund Otto, das wilde Leben und ich - Silke Lambeck

Mein Freund Otto, das wilde Leben und ich
von Silke Lambeck

Bewertet mit 5 Sternen

„...Otto sagt, wir sind viel zu brav. Seitdem denke ich über das wilde Leben nach. Und ob Otto recht hat. Und was wir tun sollen, wenn er recht hat. Denn dann kann es nicht so bleiben...“

 

Mit diesem Zitat beginnt ein humorvolles Kinderbuch, was sich aber auch ernsten Themen widmet. Matti und Otto gehen in die fünfte Klasse und kennen sich schon seit dem Krabbelalter. Sie sind beste Freunde. Während Matti den Klavierunterricht besucht, geht Otto zum Yoga. Das soll ihm helfen, weil er gern über die eigenen Füße stolpert. Das Ergebnis des Kursbesuches liest sich bei Otto so:

 

„...Und Otto sagt, sie haben damit völlig recht: er tut sich beim Fallen nicht mehr so weh...“

 

Matti ist der Ich-Erzähler. Der Schriftstil ist perfekt auf die Zielgruppe zugeschnitten. Die Jungen sagen, was sie denken und fallen dabei auf manch Klischee rein. Da Matti in passenden und manchmal auch unpassenden Momente in eine Lachsucht verfällt, kann er damit die eine oder andere Situation entschärfen.

Die Musiklehrerin hat eine ausgefallene Idee. Sie zeigt den Kindern das Video eines rappenden Jungen auf Youtube und gibt ihnen die Hausaufgabe, selbst einen Rap zu schreiben. Matti und Otto wollen die Aufgabe gemeinsam angehen. Leider kann Otto nicht singen. Zuerst einmal aber benötigen sie ein Thema. Sie denken an Horst Zimmermann, Kioskbesitzer, der Kinder nicht leiden kann und sie bei jeder Gelegenheit anbrüllt. Matti äußert sich darüber:

 

„...Mutter sagt immer, dass Leute, die besonders unfreundlich sind, irgendetwas Schlimmes im Leben passiert ist. Vielleicht stimmt das ja. Aber ehrlich. Weil man selbst etwas Schlimmes erlebt hat, ist das doch kein Grund, das Schlimme im Leben von anderen zu sein...“

 

Sehr schön wird dargestellt, wie die Freunde zueinander stehen und sich gegenseitig helfen. Dann bekommen sie mit, dass Horst Zimmermann von Immobilienhaien bedroht wird, die seine Zeitungen auf die Straße werfen. Die Jungen sehen sich nur kurz an und sammeln die Zeitungen wieder ein. Dabei lernen sie einen ganz anderen Horst Zimmermann kennen.

Ihre Einsatzbereitschaft und ihr ideenreiches Vorgehen führt die Jungen in andere Teile von Berlin, Sie gewinnen neue Freunde und lernen eine Menge für das Leben. Dabei sind nicht mehr so brav wie bisher. Das aber lässt sich verschmerzen. Nebenbei haben beide auch Probleme mit ihren Müttern. Matti mag den Freund der Mutter nicht und Otto möchte den Blog seiner Mutter am liebsten abschalten.

Einige Schwarz-Weiß-Bilder veranschaulichen die Handlung. Sie sind kindgerecht gezeichnet.

Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Sie ist mitten aus dem Leben gegriffen, enthält viele amüsante Momente und nimmt manch Klischee gekonnt auf die Schippe.