Rezension

Warum Rhett Butlers Lächeln nicht echt war und weitere Anekdoten

Zurück nach Tara - Kate Alcott

Zurück nach Tara
von Kate Alcott

Bewertet mit 4 Sternen

Welche Frau hat sich nicht schon einmal gewünscht, in Scarlett O'Haras Rolle schlüpfen zu können? Vor dem herrschaftlichen Landsitz Tara zu stehen, in einem ausladenden Reifrock und Ausschau zu halten nach dem Mann, nach dem sich Generationen von Frauen verzehrt haben - Rhett Butler... Mit diesem Buch in der Hand kann man genau das tun.

Denn den historischen Hintergrund zu "Zurück nach Tara" liefern die turbulenten Dreharbeiten zum Leinwand-Klassiker "Vom Winde verweht" und man taucht ein in den Charme des alten Hollywood, der zur damaligen Zeit wohl unbeschreiblich war. Dieses außergewöhnliche Setting umrahmt die Geschichte von Julie, einer jungen Frau, die es mal zur Abwechslung nicht als Schauspielerin, sondern als Drehbuchautorin zu etwas bringen möchte. Sie stolpert zunächst in diverse Aushilfsjobs am Set, ehe sie schließlich ihre große Chance als Autorin bekommt - ein unheimlicher Glücksfall im männerdominierten Showzirkus von MGM.

Auch die Liebe kommt wegen des Regieassistenten Andy nicht zu kurz und die Dreharbeiten zur Zeit des beginnenden zweiten Weltkriegs in Europa bieten genug Spielraum, um auch ernste Töne anzuschlagen, sei es Antisemitismus oder Rassismus in Amerika. Diese Themen werden aber eher am Rande berührt und dominieren den Roman nicht - das wäre auch zuviel des Guten gewesen für ein Buch, das hauptsächlich unterhalten will.

Nicht ganz überzeugt hat es mich letztlich deshalb, weil die erwarteten Detailinfos zur Entstehung des Filmes dann doch nicht so exklusiv waren wie gedacht. An einigen Stellen habe ich mich gefragt, wo die Realität aufhört und die Fiktion anfängt und deshalb einfach mal gegoogelt. Erstaunlicherweise findet man die im Buch benutzten "Details" nach nicht mal zweiminütiger Internetrecherche. Da hatte ich mir irgendwie mehr erhofft, obwohl die Autorin im Nachwort glaubhaft versichert, diverse Tagebücher von Zeitzeugen (die an der Produktion des Films mitgewirkt haben) gelesen zu haben.  Obwohl ich zugeben muss, dass ich schon ein Schmunzeln auf den Lippen hatte, als ich las, dass Clark Gable schon zu Zeiten von "Vom Winde verweht" ein Gebiss trug, das ihm das Spielen diverser Szenen erschwerte. In diesem Licht betrachtet, sollte ich den Film vielleicht jetzt nochmal anschauen... :-)

Man kann sich mit dem Buch gut zurückversetzen lassen und in den Glanzzeiten der ersten Technicolor-Filme schwelgen. Wer sich für diese Jahre interessiert, kann sich auf entspannte und interessante Lesestunden freuen.