Rezension

Vorhang auf für Danny McRae

Mord ist nur ein Spiel - Gordon Ferris

Mord ist nur ein Spiel
von Gordon Ferris

Bewertet mit 4 Sternen

Gordon Ferris hat mich mit „Mord ist nur ein Spiel“ angenehm überrascht

Wir mögen ja alle diese kaputten Typen – jedenfalls in Romanen. Danny McRae ist nun wirklich der kaputteste, der mir bisher begegnet ist. Er hat das Konzentrationslager Dachau und die Psychiatrie überlebt. Physische und psychische Folter haben ihn zu einem menschlichen Wrack gemacht, das nicht mehr weiß wer oder was es ist. Im Szenario des vom Krieg schwer gebeutelten London versucht er als Privatdetektiv mehr schlecht als recht seinen Lebensunterhalt zu verdienen – immer nur einen kleinen Schritt vom finanziellen und persönlichen Abgrund entfernt.

Die Geschichte beginnt, wie ein typischer Hardboiled a la Chandler, gewinnt aber schnell weitreichendere Dimensionen. In London geht ein Prostituiertenmörder um, ein neuer Ripper und Danny ist, so jedenfalls sieht es Police Inspektors Wilson – das wandelnde Klischee eines brutalen Bullen – der Hauptverdächtige. Auszuschließen ist es nicht, denn Danny hat nicht nur eine Amnesie (ihm fehlt die Erinnerung an ein ganzes Jahr), sondern auch Blackouts und merkwürdige Alpträume. Und so macht er sich auf die Suche nach der Wahrheit, wie schrecklich sie auch immer sein mag.

Aus der „Ich-Perspektive“ erzählt, vermittelt der Roman eine große Nähe zur Hauptperson. Die Krimihandlung ist hierbei nur die Bühne, für eine zerrissene Figur und deren Versuch, im Taumel zwischen Wahn und Wirklichkeit sich selbst wieder zu finden.

Auch sprachlich gibt’s nix zu meckern und sogar die Übersetzung ist gelungen. Kommt doch immerhin eins meiner Lieblingsworte vor, Salbadern ;-)

Gordon Ferris hat mich mit „Mord ist nur ein Spiel“ so angenehm überrascht, dass ich sogar meine Vorurteile über Bord geworfen habe und mir jetzt mal die Festa-Crime Serie genauer anschauen werde.