Rezension

Vorhang auf für Bangkok

Nana Plaza
von Christopher G. Moore

Bewertet mit 4 Sternen

Vincent Calvino ist ein spannender Ermittler, der sich auf den Spuren der hard-boiled detectives durch ein grelles Bangkok ermittelt. Autor Christopher G. Moore versteht sein Handwerk gekonnt, indem ihm zwei Dinge besonders gut gelingen:

Erstens erzählt er seinen Plot geschickt. Die eigentliche Story ist schnell duchschaut, doch wie sich die Details enthüllen und wie man gemeinsam mit Calvino und seiner bunten Truppe Schritt für Schritt beim Entwirren vorankommt, ist lesenswert, sehr gelungen und überdies spannend.

Zweitens ersteht aus der Kriminalgeschichte ein lautes, verwirrendes, lebendiges, fremdes Bangkok, das die zweite Hauptdarstellerin der Handlung wird. Bangkok ist mit seiner thailändischen Mentalität so plastisch, so widersprüchlich und so exotisch, dass ich hin- und hergerissen bin, ob ich es selbst sehen will oder lieber nicht. Dass sich in Bangkok gleichzeitig die Seele des kapitalistischen, sexistischen Mannes auf der Suche nach billigem, willigem Fleisch selbst verkauft und in einer teufelsförmigen Wolke in den Orkus dampft, ist die vielleicht schrecklichste Facette dieser Hauptdarstellerin.

Manchmal kritisiert Moore innertextlich die Handlungen anderer Kriminalgeschichten oder von Hollywood-Filmen als unglaubwürdig oder effekthascherisch - um dann denselben Fehler zu machen. Er kann auf einer Seite darstellen, dass ein Farang mit zwei Thai auffällt, weshalb er sich von den beiden trennen müsse, damit sie in der Menge untertauchen können - um dann diese Trennung auf den folgenden zig Seiten schlicht nicht herbeizuführen, weil sie ihm nicht in die cineastische Konzeption der Handlung passt.

Das fällt aber nicht so sehr ins Gewicht: ein guter Kriminalroman!