Rezension

Vorbei, bevor es richtig angefangen hat...

Das Mädchen, das Geschichten fängt
von Victoria Schwab

Bewertet mit 3.5 Sternen

Auf den ersten Blick scheint Mackenzie Bishop, genannt Mac, ein ganz normaler Teenager zu sein, doch dieser Schein trügt. Mac ist eine Wächterin. Sie sorgt dafür, dass die Chroniken der Toten nicht in die Welt der Lebenden gelangen und dort für Unruhe sorgen. Niemand darf von dieser Aufgabe wissen, denn die Existenz der Chroniken und des Archivs, in dem sie aufbewahrt werden, ist streng geheim. Was für ein Chaos gäbe es schließlich, wenn die Menschen erfahren würden, dass ihre verstorbenen Angehörigen friedlich in einer Parallelwelt schlafen und jederzeit erwachen könnten. Nur die Mitarbeiter des Archivs wissen davon und sie wahren dieses Geheimnis bis sie einen Nachfolger auswählen und ausbilden. Mac ist von ihrem Großvater ausgebildet worden und obwohl dieser schon lange tot ist, bewahrt sie jede seiner Geschichten im Kopf. Doch als ihr kleiner Bruder stirbt, droht Macs Welt zu zerbrechen. Ihre Eltern fliehen vor der Tragödie, in eine neue Wohnung, eine neue Stadt und Mac muss lernen sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Doch das fällt ihr schwer, denn sie beginnt ihren Bruder zu vergessen und muss sich immer wieder daran erinnern, dass eine schlafende Chronik kein Mensch ist, den man zurückholen kann, sondern nur seine Geschichte, und dass sie ihre Pflichten nicht vergessen darf. Da hilft es ihr auch nicht unbedingt, dass eben diese ihr über den Kopf zu wachsen scheinen. Immer mehr Chroniken erwachen und versuchen in die Welt der Lebenden zu gelangen. Außerdem scheint sich in dem umgebauten Hotel, in dem ihre neue Wohnung liegt vor langer Zeit ein Verbrechen ereignet zu haben, das vertuscht wurde und über das niemand sprechen möchte. Hängen die seltsamen Ereignisse im Archiv und im Hotel zusammen? Mac beginnt Nachforschungen anzustellen und löst damit eine Kette von Ereignissen aus.

Wer hat sich nicht schon einmal gefragt, was wohl mit den Menschen nach deren Tod passiert… In „Das Mädchen, das Geschichten fängt“ findet Victoria Schwab ihre ganz eigene Antwort auf diese Frage. Sie erschafft eine Parallelwelt, die dicht neben der unseren liegt und durch unzählige unsichtbare Türen betreten werden kann. Die Welt, die sie entwirft ist, anders als in so vielen anderen Fantasyromanen, nicht rein fiktiv und voller Fabelwesen, sondern geheimnisvoll und etwas düster und eng mit der Wirklichkeit verwoben. Der Leser wird beim Lesen in diese Welt mitgenommen und kann sich die verschieden Örtlichkeiten bildlich vorstellen. So schafft es die Autorin den Leser aus seinem Alltag zu entführen.

Für mich ist Victoria Schwab ist mit ihrem Roman eine tolle Geschichte für Zwischendurch gelungen. Nicht mehr und nicht weniger… Das Buch lässt sich sehr schnell lesen, und noch bevor es richtig angefangen hat, ist es auch schon wieder vorbei. Zwar ist die Handlung die ganze Zeit spannend und man möchte wissen, wie es weitergeht, doch das Potential, dass die von Schwab entworfene Welt bieten könnte, hat die Autorin meiner Meinung nach nicht ausgeschöpft. Die Auflösung kommt zu schnell, die Handlung ist im Nachhinein gesehen recht simpel und unkomplex. Die Liebesgeschichte, die nebenher verläuft, hat keine Höhen und Tiefen. Zweifel der Eltern, der Feunde oder der Protagonistin werden angesprochen und verlaufen dann zumeist im Sande, ohne zu einem wirklichen Problem zu werden. Kurz gesagt: Ich habe die Geschichte gerne gelesen und mich gut unterhalten gefühlt, meine Erwartungen wurden allerdings nicht erfüllt. Gäbe es einen zweiten Teil würde ich ihn aber wahrscheinlich dennoch lesen, in der Hoffnung dort mehr über Mac und die Welt in der sie lebt zu erfahren.
 

Kommentare

Yvi kommentierte am 24. Januar 2015 um 21:58

Wie unterschiedlich die Meinungen sind ;) 

Ich fand das Buch toll. 

Und dieses ist der 1. Teil einer Trilogie