Von Zwillingsbrüdern und Zwillingsglocken

Ein Rätsel auf blauschwarzem Grund
von Lars Mytting

Bewertet mit 4 Sternen

Auf dieses Buch habe ich lange gewartet, endlich, die Fortsetzung von „Die Glocke im See“. Die Bedenken, ob man noch genug Vorwissen parat hat, zerstreuen sich schnell.  Es gibt ausreichend Gedächtnisstützen.

Man ist wieder in Butangen, inzwischen 1903, wo Pfarrer Kai Schweigaard Astrids Grab pflegt und noch immer den Hekne-Teppich sucht und wo der junge Jehans den Pflichtdienst übernimmt, den seine Zieheltern als Häusler dem Hofherren schuldig sind. So ein Häuslerdasein ist hart, aber man hält zusammen, das macht es erträglich.

Dieses Buch führt die Geschichte 20 Jahre weiter. Es erzählt von Zwillingsbrüdern, die getrennt wurden genau wie zwei geheimnisvolle Kirchenglocken. Man erlebt wie der Fortschritt sogar im verschlafenen Butangen ankommt, wie sich die Zeiten wandeln und welche Spuren der große Krieg hinterlässt.

Auch dieser Teil ist wieder wundervoll erzählt. Lars Myttings Stil ist eigen, einfühlsam, plastisch und ein großes Vergnügen. Dennoch hat mich dieses Buch nicht ganz so gepackt wie sein Vorgänger.

Es hat ein paar Längen und der Zauber aus uralten Zeiten kommt nicht mehr so recht in der neuen Zeit an. Vielleicht ist auch Krieg nicht mehr gar so zauberhaft?

Trotzdem ist es ein fesselnder Ausflug in das tiefste Norwegen, eisig, ursprünglich, voller Legenden und Traditionen, ein Stückchen Geschichte vom äußersten Zipfel der Welt und die Fortsetzung einer leidvollen Familiengeschichte.