Rezension

Von lichten Momenten in einer dunklen Zeit

All the Light We Cannot See - Anthony Doerr

All the Light We Cannot See
von Anthony Doerr

Bewertet mit 5 Sternen

Dieses Buch erschien schon schon 2014, jetzt, 2020 wurde ich darauf aufmerksam - durch eine Häkelanleitung für eine Decke, die sich die Beschreibung der Abteilungen des Naturhistorischen Museums in Paris als Vorbild nahm. Und dort spielen ja auch einige Szenen im ersten Teil des Buches, da Marie-Laures Vater dort als "Herr der Schlüssel und Schlösser" arbeitet. Und das Museum ist auch Anlaufstelle für die blinde Marie-Laure nach der Schule. Marie-Laure flieht dann mit ihrem Vater vor der anrückenden Wehrmacht nach Westen, sie landen schließlich in Saint Malo, bei Marie-Laures Großonkel.

Diese Geschichte ist verwoben mit der der Waisenkinder Werner und Jutta in Essen - Werner ist technisch interessiert und begabt und repariert alles, was er reparieren kann, bald ist er auf Radios spezialisiert. Über einen reparierten Weltempfänger hören die Geschwister ein naturwissenschaftliches Programm, dass beide Kinder fasziniert - Werner vor allem von der technischen Seite, und Jutta fasziniert, dass sie über dieses Gerät auch andere Nachrichten hören kann als die, die im Volksempfänger zu hören sind. Werners besonderen Fähigkeiten lassen auch ihn schließlich nach Saint Malo kommen, Jutta bleibt in Deutschland.

Mich hat der Aufbau des Romans von Anfang an überzeugt - und Anthony Doerrs Geschick, aus einer an sich bekannten historischen Gegebenheit, der Besetzung Frankreichs im zweiten Weltkrieg, eine ganz eigene, persönliche Geschichte zu entwickeln, in der das Radio eine besondere Rolle spielt. Besonders berührt haben mich dabei auch die letzten Kapitel, die 1974 und in der aktuellen Zeit spielen.

Der Roman ist Fiktion, und doch eine berührende Rückblende auf die noch gar nicht so alte Geschichte. Klare Leseempfehlung.