Rezension

Viel Lärm um wenig

Shakespeare - wie ich ihn sehe - Bill Bryson

Shakespeare - wie ich ihn sehe
von Bill Bryson

Bewertet mit 3 Sternen

Über Shakespeares Leben ist nur sehr wenig überliefert. Manch einer fragt sich sogar, ob es ihn überhaupt gab. Nur seine wunderbaren Theaterstücke sind weltweit bekannt, was wir den Herren Heminges und Condell verdanken, die kurz nach Shakespeares Tod (dann muss es ihn wohl doch gegeben haben!) seine Werke gesammelt und in einem aufwendigen Folioband veröffentlicht haben.
Aber wann er genau geboren ist, wo er wann gelebt hat, wann er welches Stück geschrieben hat ist nicht belegt und somit blanke Spekulation.

So erklärt uns Bill Bryson in diesem Buch auch zunächst einmal ausführlich, was man über Shakespeare alles nicht wissen kann und warum. Selbst sein Name ist nicht klar belegt, gibt es doch zahlreiche Varianten. Vielleicht hieß er auch Willm Shaksp.
Und da, wie jetzt hinlänglich bekannt ist, ein gewisser Unsicherheitsfaktor in allen Belangen herrscht, kreist Herr Bryson das Thema ein. Er erzählt wirklich humorvoll und unterhaltsam über die elisabethanische Zeit, das Leben in London, geprägt von Armut, Hungersnot und Pest, das Theaterleben, beliebte Schauspieler und diverseste Stückeschreiber. Er hat sogar Anekdoten über Königin Elisabeth persönlich auf Lager. Nur Shakespeare selbst kommt fast nicht vor. Kein Wunder, man weiß ja nichts.

Dennoch heißt dieses Buch „Shakespeare wie ich ihn sehe“ und weckt damit Erwartungen. Leider lässt sich Bill Bryson nicht auf Mutmaßungen ein, hält sich strikt an die Fakten und hinterlässt damit den Eindruck: Tja, dann sieht er ihn wohl nicht, schade. Wenigstens hat er ihn akribisch gesucht. Er beweist hier wirklich umfangreiche Recherche und er liebt Statistiken (endlich reelle Zahlen!) Beispielsweise haben Gelehrte bewiesen, „dass Shakespeares Werke 138 198 Kommata enthalten, 26 794 Semikola und 15 785 Fragezeichen, dass 401-mal in seinen Stücken von Ohren gesprochen wird, …dass seine Charaktere „love“ 2259-mal, „hate“ aber nur 183-mal erwähnen, dass er „damned“ 105-mal verwendete und „bloody“ 226-mal …“

„Shakespeare wie ich ihn sehe“ ist ein nettes Buch, informativ und unterhaltsam, leider ist hier Shakespeare nur Statist.