Rezension

Viel Bekanntes aus Teil 1, aber auch neue Charaktere und Aspekte

Vollendet - Der Aufstand - Neal Shusterman

Vollendet - Der Aufstand
von Neal Shusterman

Bewertet mit 4 Sternen

Im Buch „Vollendet – Der Aufstand“ setzt Neal Shusterman seine Dystopie um Jugendliche fort, die „Wandler“ genannt werden. Bei dem haarsträubenden Grundgedanken der Umwandlung, die nicht als Tötung angesehen wird, werden sämtliche Körperteile einer Person für Transplantationen an verschiedenen Menschen zur Verfügung gestellt. Das Höchstalter, in dem diese Umwandlung stattfinden darf, wurde inzwischen per Gesetz um ein Jahr gesenkt, so dass nun nur noch Jugendliche zwischen 13 Jahren und bis zur Vollendung des 17. Lebensjahrs zur Verfügung stehen.  

Ein „Wandler“ wird man, wenn Eltern sich für ihre Kinder für diese Möglichkeit entscheiden z.B. aus religiösen Gründen oder weil sie mit der Erziehung nicht zurechtkommen oder wenn der Staat Waisenkinder zur Einsparung von Kosten dafür bereitstellt. Durch die Senkung der Altersgrenze ist Organknappheit eingetreten, es wird in forcierter Form für die Wandlung geworben und es hat sich ein blühender Schwarzmarkt entwickelt.  

Neben den aus dem ersten Band bekannten Charakteren Connor, Risa und Lev, die aus den unterschiedlichsten Gründen umgewandelt werden sollten und doch überlebt haben, führt der Autor zu Beginn des Buchs drei weitere „Wandler“ ein. Starkey ist ein gestorchtes Kind, d.h. er wurde seinen Eltern vor die Haustür gelegt und diese mussten es deswegen behalten. Zum Überleben setzt er eine wohlüberlegte und lange vorher geplante Taktik ein. Miracolina soll aus religiösen Gründen umgewandelt werden, doch ihre Eltern denken im letzten Moment noch um, aber ohne ihre Zustimmung. Über den dritten neu eingeführten Charakter Cam möchte ich nicht zu viel verraten.

Die Dystopie „Vollendet“ fortzusetzen, finde ich grundsätzlich gut. Sie hat für mich jedoch den Anreiz der neuen Idee verloren. Zu Beginn nennt der Autor in einem Frage-Antwortspiel mit dem Leser nochmals relevante Begriffe aus dem ersten Buch und erklärt sie. Immer wieder schaut die Erzählung auf vergangene Ereignisse zurück. Daher kann ich für ein uneingeschränktes Lesevergnügen dringend empfehlen, den ersten, sehr spannenden und interessanten Band zu lesen.

Die Kapitel sind in diesem zweiten Teil länger geworden und die Geschichte wird unter anderem durch ausführlichere Schilderungen etwas ruhiger wie im ersten Band. Auch die Fortsetzung ist flüssig geschrieben, leicht zu lesen und spannend. Einige Verläufe sind allerdings aufgrund einer gewissen Bekanntheit mit dem Thema vorhersehbar. Die gelungene Auseinandersetzung mit weiteren Facetten der Wandlung ist mir positiv aufgefallen. Neal Shusterman dreht die Fragestellung aus dem ersten Band, ob derjenige lebt oder schon tot ist, wenn alle seine Teile in einem anderen weiterleben, in dieser Fortsetzung um. Nun lautet die Frage, wer man ist, wenn man aus Teilen vieler Wandler zusammengesetzt wurde.  Die Erzählung regt nochmals zum Nachdenken über aktuelle Probleme und Problemlösungen unserer jetzigen Gesellschaft an. Daher erhält auch dieses Buch von mir eine Leseempfehlung.