Rezension

Verzwickter Krimi

Stürmische Algarve -

Stürmische Algarve
von Carolina Conrad

Bewertet mit 5 Sternen

„...Überall standen halb gepackte Koffer und Taschen. Er reiste gern und viel. Aber jetzt ging es nicht um eine Reise, sondern um eine Abreise. Eine abreise, zu der er gezwungen war. Zu früh. Ungeplant….“

 

Diese Sätze aus dem Prolog lassen mich mit einer Menge an Fragen zurück.

Dann wechselt die Geschichte zu Anabela. Ihr fällt auf dem Campingplatz an der Algarve ein Wohnwagen auf. Neugierig, wie sie ist, sieht sie ihn sich genauer an – und findet beim Blick durch das Fenster eine tote Frau. Sie informiert ihren Cousin bei der Polizei. Der ist allerdings alles andere als begeistert. Es war gerade so schön ruhig.

Die Autorin hat erneut einen spannenden Krimi mit sehr viel Lokalkolorit geschrieben.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er passt sich gekonnt der jeweiligen Situation an.

Bei der Toten geht die Polizei von einem bedauerlichen Unfall auf. Dann erscheint der Bibliothekar Mario bei Anabela und macht sie auf einen Facebookeintrag der Toten aufmerksam. Er vermutet den Mann als Täter. Der ist verschwunden.

Nun beschäftigt sich Anabelas Freund Chefinspektor Joao Almeida mit dem Fall. Er zieht Anabela bei den Befragungen der Verdächtigen als Dolmetschern hinzu, denn die Deutsche stammte aus Österreich.

Bei den Ermittlungen gefällt mir insbesondere Samanta Soares. Die junge Frau hat ein gutes Auge für Details, eine umfassende Allgemeinbildung und ein logisches Denkvermögen. Paulo Pinto steht dieses Mal wegen eines persönlichen Problems etwas neben sich.

Natürlich mischt auch Anabela fleißig mit. Ihre Deutschkenntnisse ermöglichen ihr Kontakte zur Freundin der Toten. Dadurch bekommt die Geschichte eine völlig neue Richtung.

Ich mag die eingestreuten portugiesischen Sprichwörter:

 

„...Nicht alles, was ins Netz geht, ist ein Fisch...“

 

Anabela hat ebenfalls private Probleme. Ihr Vater entgleitet ihr immer mehr in die Demenz. Sie denkt mit ihrer Mutter ernsthaft über einen Heimplatz nach. Als ihr ein Cousin zu verstehen gibt, dass dies gar nicht geht, faltet sie ihn gekonnt zusammen. Sie empfiehlt ihm, die Pflege zu übernehmen.

Währenddessen entwickelt sich der Fall zu einem ständigen Auf und Ab, zumal es nicht bei der einen Toten bleibt. Joao beschreibt das so:

 

„...Er fühlte sich wie damals, als er noch aktiv Rad gefahren war […] Kaum hatte man einen Berg geschafft und raste abwärts, lag die nächste Steigung vor einem – und mit ihr kam das Gefühl, nie im Leben auch diesen Berg noch bewältigen zu können...“

 

Gekonnt werden die Lebensverhältnisse der einheimischen Bevölkerung beschrieben. Die meisten haben zu tun, dass sie über die Runden kommen.

Am Ende bleibt keine Frage offen. Es gelingt, alle Fäden der komplexen Geschichte zu entwirren.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.