Rezension

Versteckspiele und Intrigen - der zweite Band der Spielhaus-Trilogie...

Die Treibjagd von Siam -

Die Treibjagd von Siam
von Claire North

Bewertet mit 3 Sternen

Etwas unterhaltsamer als Band 1 der Trilogie, aber immer noch mit langatmigen Passagen und der Frage, was hinter dem Spiel steht...

Das Spielhaus existiert jenseits von Raum und Zeit. Eingeweihte spielen hier um die wirklich interessanten Gewinne: die Macht über ganze Reiche, Einfluss, sogar Lebensjahre. Legendäre Spieler können so den Jahrhunderten trotzen. Doch je höher der Einsatz, desto tödlicher die Regeln. In drei Novellen entführt Claire North uns in die faszinierende, Kontinente und Jahrhunderte umspannende Welt des Spielhauses.

Bangkok 1938: Nach einer durchzechten Nacht wacht der legendäre Spieler Remy Birke auf und erinnert sich nur vage an das Versteckspiel, auf das er sich eingelassen hat. Das Spielfeld: ganz Thailand. Der Einsatz: all seine Erinnerungen. Eine atemlose Jagd beginnt!

Von Band eins der Trilogie zu diesem zweiten Band gibt es örtlich wie zeitlich gesehen einen gewaltigen Sprung - während Band eins in Venedig zu Zeiten der Renaissance spielte (15./16. Jahrhundert), gerät der Hörer nun unversehens nach Bangkok im Jahr 1938. Das Spielhaus existiert nach wie vor - und offenbar in allen Ländern der Welt. Einige der SpielerInnen aus dem vorherigen Band tauchen hier - zumindest in Nebenrollen - wieder auf, wodurch man schon erkennen kann, dass es mit diesem Spielhaus offenbar eine besondere Bewandnis hat...

Das Spiel, in das Remy Birke hier gerät, klingt auf den ersten Blick recht harmlos. Verstecken und Suchen, und der Gewinner - derjenige, dem es gelingt, sich am längsten verborgen zu halten - erhält seine Siegerprämie. Doch hier wird nicht simpel um Geld gespielt, und Remy ist zuvor gezielt unter Alkohol gesetzt worden, um ihn zu diesem Spiel mit den hohen Einsätzen zu bewegen. Nach der durchzechten Nacht hat Remy zunächst gar keine Erinnerung mehr an den Deal, doch ein Freund hilft ihm da schnell auf die Sprünge.

Remy als großer Mann mit heller Haut wird es schwer haben, sich in dem fremden Land lange versteckt zu halten. Und sein Gegner hat viele Trümpfe in der Hand und großen Einfluss auf Polizei, Politik und Militär. Im Umkehrschluss hat besagter Gegner durch seine Vertrautheit mit Land und Leuten große Chancen, sich über einen großen Zeitraum versteckt zu halten. Und der Einsatz? Nun, der Gegner bot etliche seiner Lebensjahre als Preis an, sollte er das Spiel verlieren. Remy dagegen müsste im Falle einer Niederlage auf sein Gedächtnis verzichten. Eine erschreckende Vorstellung...

Und Remy merkt schnell, dass die Karten in dem Spiel sehr ungleich verteilt sind. Doch er wird alles geben und sich allen Entbehrungen unterwerfen, um das Schlimmste zu verhindern. Dabei stellt er sich jedoch immer wieder die Frage, wer oder was letztendlich hinter diesem perfiden Spiel steckt. Er kann sich einfach nicht vorstellen, dass sein Gegner selbst einen ausreichenden Grund für diese harte Herausforderung haben könnte.

Der Hörer begleitet Remy auf seiner entbehrungsreichen und harten Flucht, die ihm alles abverlangt. Dabei kommt es durchaus wieder zu einigen Langatmigkeiten, doch da Remy als Person greifbarer ist als der blasse Hauptcharakter in Band eins, komme ich hier insgesamt zu einer besseren Wertung. In jedem Fall wird das System des Spielhauses im mittleren Band der Trilogie um einiges deutlicher als in der vorhergehenden Folge.

Entsprechend der meist langsamen Erzählung liest Stefan Kaminski die ungekürzte Hörbuchfassung (4 Stunden und 9 Minuten) wieder unaufgeregt und geruhsam. Tatsächlich trug dies noch zu meinem Empfinden einer oft gemächlich vor sich hinplätschernden Geschichte bei.

Doch nun bin ich neugierig geworden auf die finale Folge der Trilogie - denn schließlich will ich noch hinter das Geheimnis des Spielhauses und seiner Spielmeisterin kommen. Worauf läuft das ganze hinaus? Ich bin gespannt...

 

© Parden