Rezension

Unterhaltsam mit dem "Duft" der großen, weiten Welt: SALZVERKRUSTET

Salzverkrustet
von Christoph Gusel

Bewertet mit 5 Sternen

Titel: Salzverkrustet: 45 Wochen Familiensegeln im Mittelmeer
Autor: Christoph Gusel

Inhaltsangabe:
Warum nicht mal auf dem Mittelmeer segeln? Für Familie Gusel ist das Mittelmeer von Österreich aus doch sowieso viel näher als die Ost- oder Nordsee. Und wärmer ist es auch. Und man hat immer gutes Wetter ... glaubten die Gusels – jedenfalls noch zu Beginn ihres Abenteuers, als sie planten, auf Ihrer Yacht Ilva monatelang durchs Mittelmeer zu segeln.
Doch bei Familie Gusel geht auf ihrem 45-wöchigen Segeltörn fast alles schief, was nur schiefgehen kann. Wenn bei Sonnenuntergang, zunehmendem Wind, einer Legerwallsituation und einem festgefahrenen Anker die letzte von gefühlt 100 eigentlich an Bord befindlichen Taucherbrillen mal wieder verlorengegangen ist, der Schwell immer höher wird und die Übelkeitsrate an Bord steigt, dann bleibt den Gusels nur, die Situation mit Humor zu nehmen.
Und das tun die Gusels: Als Kleinfamilie zu dritt, später dann zu viert und zwischendurch mit Freunden erkunden sie den gesamten Mittelmeerraum, erleben Sturm, Schlechtwetter, maulende Hafenmeister und umwerfende Gastfreundschaft ... und erzählen von all dem so humorvoll, herrlich unbeschwert, ehrlich und heiter, dass man es ihnen einfach nur nachmachen möchte.
Für Segler die allerbeste Medizin gegen schlechte Laune! (Quelle incl. Fehler!: AMAZON)

Meine Meinung:                                                                                                                                                                                                                                       Ich war sehr gespannt auf dieses Buch, aber leider passierte zunächst Dasselbe wie bei dem ebenfalls reichbebilderten und kürzlich aus demselben Verlag gelesenen sowie gleichfalls in "Slovakia" gedruckten "Vom Kiez zum Kap" - kaum aus der Folie befreit, stank es derart stark, dass ich es einige Tage "lüften" lassen musste. Ich habe keine Ahnung, ob es an den vielen Farbaufnahmen oder der slovakischen Druckerei liegt, vermutlich bin ich geruchstechnisch auch besonders senibel.
Da die Seitenzahlen und Bilderklärungen extrem klein gedruckt sind und ich deshalb nahe an das Buch heran musste, wenn ich letztere lesen wollte, bemerkte ich, dass der Geruch noch immer nicht vollständig verschwunden ist.
Okay, haken wir gleich alle Minuspunkte auf einmal ab:
Ich hätte gern eine Karte gehabt, auf der ich die Reiseroute leicht hätte verfolgen können, und ich hätte ferner gern eine Art Vokabelverzeichnis gefunden, das mir als nautisch wenig versierter Leserin "Schwell", "Genua" (nicht die Stadt, denn der die das wurde oft in Taschentuchgröße erwähnt) und etwa ein gutes Dutzend anderer Begriffe aus dem Bereich der Seefahrt erklärt hätte.
Und zuletzt: Ich hätte auf den letzten Teil ohne Mamabert und Kindbert verzichten können - nicht, weil mir das Erzählte nicht gefiel, nein, für mich war nach der ersten Abreise irgendwie die Geschichte zuende. Apropos "Mamabert" und "Kindbert": Anfangs schwankte ich ob der gehäuften Erwähnung der vielen Berts gelegentlich zwischen leichter Genervtheit und Erheiterung, bis es mir gelang, mich daran zu gewöhnen.
Dann aber konnte ich mich ganz dem Geschehen hingeben und hatte ein großartiges, von den bereits erwähnten vielen Farbfotos noch unterstütztes Kopfkino sowie viel Freude an der schönen Erzählart und vor allem den im Vergleich zu erwähnten Kapbuch erfreulich wenigen Fehlern. Wenn ich mich recht erinnere, fand ich ohnehin nur zwei davon, einmal "Charydbis" statt "Charybdis" und dann einen mir unverständlichen Satz auf Seite 187:
"Das war wied wir zum ersten Mal katalanischen Boden betraten?"
Der "Ton" war sehr sympathisch, so, dass man sagen könnte "Diese Menschen würde ich gern in meinem Bekanntenkreis haben und ihnen zuhören!" Der Humor sagte mir sehr zu, auch, wenn ich den lustigen an eine potentielle Reisebegleitung gestellten Anforderungen kaum genügen könnte. Auch bei ernsteren Themen hatte ich stets den Eindruck, dass den Tatsachen entsprechend, aber nie bewusst abwertend Stellung genommen würde. Die weniger appetitlichen, aber halt auch zum Schiffsalltag gehörenden Themen wurden ebenfalls angeschnitten, aber in einem nicht die Freude verderbenden Stil und Umfang.
Fazit: Nicht nur für reiselustige Segelfans zu empfehlen.und auch als Geschenk sehr schön. Aber vorher lüften! :-)

ERGÄNZUNG: Da ich hier nicht abstimmen kann: 4 Sterne (einen Abzug wegen des Geruchs)