Rezension

Ungewöhnlich, aber gut

Die vierte Schwester -

Die vierte Schwester
von Kate Atkinson

Bewertet mit 4 Sternen

Privatermittler Jackson Brodie soll den Vermisstenfall der kleinen Olivia aufklären, sie ist aus dem heimischen Garten spurlos verschwunden; vor knapp 30 Jahren. Jetzt haben ihre Schwestern neue Spuren aufgetan und hoffen auf das Geschick des Detektivs. Das wird noch von anderen in Anspruch genommen wie von dem Exanwalt Theo, der auch nach 10 Jahren noch den Mörder seiner Tochter sucht oder Shirley, die verzweifelt nach ihrer Nichte fahndet. Brodie muss alle Bälle in der Luft halten und gerät dabei selbst ins Visier.
Vorliegender Roman ist schon vor einigen Jahren herausgekommen und wird gerade neu aufgelegt. Umso besser, denn sonst wäre mir die Reihe um Jackson wahrscheinlich entgangen, die mich mit diesem ersten Teil wirklich überzeugen konnte. Der Aufbau der Handlung ist ungewöhnlich und verschachtelt, in kurzer Zeit werden sehr viele Personen eingeführt, und so ist es auch mir nicht immer leicht gefallen, den Überblick zu behalten. Aber Dranbleiben lohnt sich, denn Jacksons Fälle haben es in sich. Es handelt sich mitnichten um einen einfachen Krimi, sondern auch um einen Blick hinter so einige vermeintlich heile Familienfassaden. Vieles kam unerwartet, manches klärt sich erst ganz zum Schluss, und so bauen die verschiedenen Erzählstränge einen unwahrscheinlichen Lesesog auf, dem ich mir nur schwer entziehen konnte. Atkinsons Schreibstil hat mir schon an ihren anderen Romanen gefallen, und so war ich auch hier wieder davon begeistert. Ein britischer Humor mischt sich ebenso unter wie auch immer wieder unverhofft fast schon absurde Figuren auftauchen, langweilig wird hier gar nichts und jede Seite hält neue Überraschungen bereit. Atkinson spielt mit ihren Figuren und dem Leser, wirft einen neckischen bis bitterbösen Blick auf die britische Gesellschaft und unterhält dabei scheinbar mühelos. Mir hat Brodies ungewöhnlicher erster Auftritt sehr gut gefallen und so bin ich auf seine weiteren Fälle mehr als gespannt.