Rezension

Diese Rezension enthält Spoiler. Klicken, um alle Spoiler auf dieser Seite lesbar zu schalten.

** Unfassbar schön, traurig und lustig zugleich **

Dieses bescheuerte Herz - Lars Amend, Daniel Meyer

Dieses bescheuerte Herz
von Lars Amend Daniel Meyer

Bewertet mit 5 Sternen

Zunächst einmal möchte ich festhalten, dass dies eines der schönsten und ergreifendsten Bücher ist, die ich in den letzten Jahren gelesen habe. Zwar muss ich auch anbringen, dass ich kleinere Verbesserungsvorschläge hätte und mir hin und wieder während des Lesens Fragen gestellt habe, die leider unbeantwortet blieben, jedoch fand ich „Dieses bescheuerte Herz“ alles in allem richtig klasse.

 

Aber der Reihe nach: Das Buch beginnt im Grunde direkt vor dem ersten Zusammentreffen zwischen Daniel und Lars. Der Junge freut sich ungemein, dass Lars extra nur für ihn von Berlin nach Hamburg kommt um mit ihm ein paar schöne Tage zu verbringen. Und das für Daniel Beste an der Sache: Lars will von nun an regelmäßig, jedes Wochenende vorbei kommen, um mit seinem neuen „kleinen Bruder“ eine tolle Zeit zu verbringen.

 

Und so kommt es, dass Daniel eine Liste mit Dingen anfertigt, die er unbedingt noch erleben will. Wer jetzt denkt: „Ach, Liste, alles schon einmal da gewesen“, irrt sich. Diese Liste ist nur ein Randelement und steht keinesfalls im Mittelpunkt dieser wahren Geschichte. Daniel weiß, dass es ihm gesundheitlich nie so gut gehen wird, wie Gleichaltrigen, aber es gibt Sachen, die er definitiv noch erleben möchte. Schließlich weiß er nicht, wie lange er überhaupt noch zu leben hat – sein Leben stand schon oft genug auf der Kippe.

 

Sein neuer „großer Bruder“ lässt sich so allerhand einfallen. Gemeinsam gehen die beiden ausgiebig shoppen, fahren mit schnellen Sportwagen durch die Gegend, essen die besten Spagetti Carbonara der Welt, übernachten in prachtvollen Hotels, feiern Partys und treffen sich mit lauter hübschen Mädels. Daniel darf Auto fahren, ist das erste Mal verliebt, bekommt den ersten Kuss und bekommt eine riesige Geburtstagsparty. Aber auch in schweren Zeiten, während er in der Schule gehänselt wird, oder schmerzhafte Untersuchungen im Krankenhaus über sich ergehen lassen muss, steht Lars ihm bei. Ihm kann er alle Ängste und Sorgen anvertrauen und bekommt in Fragen aller Lebenslagen Antworten und Ratschläge. Eine echte, tiefe „Männerfreundschaft“ entsteht.

 

„Dieses bescheuerte Herz“ wird aus Daniels Sicht erzählt, was meiner Meinung nach auch definitiv die richtige Erzählweise ist. So kann man nachvollziehen, was in dem 15-jährigen vorgeht, was er erlebt, was all diese Unternehmungen und die Gewissheit, dass er einen besten Freund hat, für ihn bedeuten. Dadurch, dass ich sowohl Daniel, als auch Lars bereits aus Medienberichten kannte, konnte ich mich oft bildlich in die Situationen hineinversetzen.

 

Hier und da musste ich richtig schmunzeln, bei dem Gedanken, dass die beiden dies oder das tatsächlich unternommen haben. Das Buch bot einen richtig guten Mix aus lustigen Geschichten, schönen Passagen, die zeigen, wie wichtig Freunde sind und traurigen Stellen, wo man merkt, dass das Leben schneller zu Ende sein könnte, als einem lieb ist. Aufgrund Daniels Erkrankungen ist jeder Tag für ihn eine neue Herausforderung, jede Planung kann von jetzt auf gleich hinüber sein. Das Wichtigste ist jedoch stets für ihn, dass Lars da ist.

 

Der Schreibstil war durchweg flüssig und leicht zu verstehen. Aufgrund der Bilder, die ich von den beiden vor Augen hatte, fiel mir die Vorstellung der Unternehmungen richtig leicht und man fühlte sich den beiden „Brüdern“ richtig nahe. Diese junge, unbekümmerte Naivität, die Daniel häufig an den Tag legt, bringt einem immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Und dass, obwohl man weiß, was für ein schweres Los dieser Junge gezogen hat. Gefangen zwischen Kindheit und Erwachsenwerden und zeitgleich ein Wettrennen gegen die Zeit.

 

Ich konnte dieses Buch ehrlich gesagt kaum aus der Hand legen und fand es sehr schade, als „Dieses bescheuerte Herz“ ausgelesen war. Gerne würde ich eine Fortsetzung lesen, bzw. erfahren, wie es den beiden – insbesondere Daniel – heute geht. Nachdem ich das Buch zu Ende gelesen hatte, schaute ich zunächst auf Facebook, was deren Profile verraten. Diesen, sowie dem Instagram Account von Lars konnte ich entnehmen, dass beide immer noch regelmäßig Blödsinn zusammen machen und das Leben so gut es geht genießen.

 

Wie bereits erwähnt, gab es während des Lesens jedoch auch hin und wieder Fragen, die aufkamen und leider unbeantwortet blieben. So erfährt man beispielsweise nicht, wie Lars auf Daniel aufmerksam wurde, was er wirklich beruflich machte und wie er die zahlreichen Unternehmungen finanzierte. Auch die Verbindungen zu den vielen Stars und Sternchen riefen ein wenig Verwunderung hervor. Auch bei Daniel stellte man sich als Leser einige Fragen: Hat sein Verhalten (manchmal kindisch und stur wie ein Kleinkind, dann frech und forsch wie ein junger Erwachsener) mit seinen zahlreichen Krankheiten zu tun? Kommt für Daniel keine Herztransplantation in Betracht? Vielleicht wäre ein kleiner Prolog, bzw. ein kleiner Epilog sinnvoll gewesen.

 

Dennoch berührte mich das Buch „Dieses bescheuerte Herz“ ungemein. Hin und wieder musste ich sogar die ein oder andere Träne verdrücken. Die Tage, an denen es Daniel schlecht geht, müssen grausam sein. Umso schöner ist es, dass es jemanden gibt, der alles für ihn tut. Auch seine Familie muss unheimliche Kraft aufbringen, um mit der Situation fertig zu werden. Lars scheint ein aufopferungsvoller und durchweg liebenswerter Mensch, ohne negative Gedanken zu sein. Man könnte sagen, Daniel wurde ein Schutzengel geschickt…