Rezension

Und die Nacht prahlt mit Kometen

Und die Nacht prahlt mit Kometen - Ela Angerer

Und die Nacht prahlt mit Kometen
von Ela Angerer

Bewertet mit 2 Sternen

So jemanden wie Bojan hat Valerie noch nie gesehen. Er ist stark und sanft zugleich, hat zahllose Frauen, macht obskure Geschäfte und bewegt sich durch Wien wie ein junger Gott. Er nennt sie Madame, weil ihm ihre vornehme Herkunft zuwider ist. Sie bemüht sich um die Gunst seiner serbischen Mutter, die an ihrem eigenen Sohn längst verzweifelt ist. Valerie liefert sich Bojan mit ihrer ganzen jugendlichen Naivität aus. Vollkommen bereitwillig begibt sie sich in Bojans Welt, in der andere Gesetze und Regeln gelten. Denn Bojan schlägt sie. Und lange Zeit denkt Valerie, sie hätte diese Schläge verdient. 30 Jahre später: Valerie lebt ein geregeltes Leben und ist bei einem großen Unternehmen angestellt. Die Geschichte von damals hat sie verdrängt – bis Bojan eines Tages wieder Kontakt zu ihr aufnimmt.

Schon Cover und Klappentext haben bei mir eine große Neugier und Faszination auf das Buch geweckt. Das Thema ist überaus spannend und hat großes Potential, wenn es denn richtig verpackt ist.
Der Schreibstil ist durchgehend flüssig und angenehm zu lesen, jedoch sehr nüchtern und clean. Gerade bei so einem emotionalen Thema wie dem der häuslichen Gewalt wäre mir persönlich ein wenig Emotion in der Sprache ganz lieb gewesen. Die verwendete Sprache ist jedoch an sich authentisch, die Handlung spielt in Wien und man merkt den österreichischen Einschlag der Sprache – das hat gut gepasst.

Ich bin sehr gut in die Handlung hineingekommen, man ist in den ersten Seiten gleich mitten im Geschehen und wird mit Bojans vollem Temperament konfrontiert. Die Handlung begann also weit oben auf dem Spannungsbogen, rutsche diesen jedoch mit Verlauf der Handlung immer weiter hinunter. Es gab keine wirklichen Höhepunkte mehr, die Szenen wirkten etwas lieb- und zusammenhangslos zusammengeschustert und konnten mich nicht mehr recht überraschen.
Schwierig waren für mich die Zeitsprünge von damals zu heute, die für mich lediglich daran zu erkennen waren, dass Hauptcharakter Valerie in der Gegenwart Vie genannt wurde. Sprachlich oder stilistisch gab es keinen Unterschied zwischen den Zeiten. Nach etwa einem Drittel der Lektüre hatte ich mich daran jedoch gewöhnt.
Mit Hauptcharakter Vie/Valerie konnte ich das gesamte Buch über nicht warm werden, ihre Einstellungen und Verhaltensweisen waren für mich größtenteils nicht nachvollziehbar – sie verkörpert ein weltfremdes, verzogenes Mädchen der Wiener Oberschicht, das auf Teufel komm raus gegen ihre Herkunft/ihr Elternhaus rebellieren möchte. Auch mit der erwachsenen Valerie konnte ich mich nicht identifizieren. Der Charakter ist aber durchaus lebensnah dargestellt. Die Nebencharaktere waren etwas schwammig, mir wollte nie so recht ein rundes Bild im Kopf entstehen.

Insgesamt ist ‚Und die Nacht prahlt mit Kometen‘ ein Buch, das mich auf den ersten Blick sofort mit seiner brisanten Thematik angesprochen hat, diese jedoch nicht richtig aufgreifen konnte und so zu einem eher enttäuschenden Leseerlebnis geführt hat.