Rezension

Unbedingt lesen

Der Fährmann - Christopher Golden

Der Fährmann
von Christopher Golden

Bewertet mit 5 Sternen

Nachdem Janine ihr Baby verliert und auch sie selbst nur knapp dem Tode entkommt, wird sie von grauenvollen Alpträumen heimgesucht. Als ihr ehemaliger Partner David, den Janine für einen anderen Mann verlassen hat, von einer gemeinsamen Freundin von dem Verlust erfährt, steht er jedoch Janine bei. Doch auch ihm widerfahren immer mehr unerklärliche Ereignisse. Denn eines weiß Janine nicht, bei der Nahtoderfahrung war sie wirklich bei Charon, dem Fährmann und bisher hat es noch niemand gewagt, ihm so vehement zu widersagen, wie sie es tat. Der Fährmann ist nachhaltig beeindruckt und es scheint, als hätte er einen Weg in unsere Welt gefunden.
Meine Meinung:
Dank seiner wirklich genial gestalteten Optik wurde ich auf dieses Buch aufmerksam und ich muss sagen, dass auch der Inhalt mich überzeugen konnte. Schon der Prolog lockt mit dem ersten Gänsehautmoment, da man gleich zu Beginn einen kleinen Eindruck vom Fährmann bekommt. Doch danach wird es erst einmal etwas ruhiger, denn hier bekommt der Leser die Protagonisten David und Janine vorgestellt und man hat gute Gelegenheit, die beiden kennenzulernen. Der Schreibstil ist dabei sehr angenehm zu lesen, gut verständlich und absolut flüssig. Was mir hier aber von Anfang an auffiel, ist die unglaubliche Atmosphäre, die der Autor mit den Beschreibungen seiner Umgebung oder Charakteren erschaffen hat. Egal um was es ging, ein lebhaftes Bild erschien vor meinem Augen und brachte mich in die passende Stimmung zum Erzählten.
Das Buch wird zu dem Genre Horror gezählt, doch wer hier Splatter oder Menschenfresser oder extremes Blut vergießen erwartet, dem sei gleich vorab gesagt, dass der Horror hier eher unterschwellig zu finden ist und durch die Atmosphäre entsteht, die der Autor mit seinem Erzählten verbreitet. Ich würde das Buch als eine gelungene Mischung aus Mythologie und Gänsehaut-/Gruselmomenten beschreiben.
Durch wechselnde Perspektiven zwischen David, Janine und deren gemeinsamer Freundin Annette erfährt man hier auch tatsächlich viel über die Figuren der Geschichte. Es gibt auch noch kleinere Einblendungen in Form von Janines Alpträumen oder von anderen Charakteren, die mit Charon in Berührung kommen. Dies sorgt ebenfalls für den Erhalt der Spannung und, wie schon erwähnt, für die richtige Atmosphäre. Mich hat das Buch teilweise an einen Horrorfilm erinnert, bei dem man dem Charakter zuschaut und am liebsten Warnungen zurufen möchte, weil man etwas ahnt. Ob es dann auch so kommt? Das müsst ihr selber lesen.
Dadurch, dass man hier viel über die Charaktere erzählt bekommt, kann man diese doch recht gut einschätzen. Sowohl Janine als auch David sind interessante Persönlichkeiten, die gut durchdacht wirken und nicht überstürzt handeln. Ja, überraschend: denkende Protagonisten in einem Horrorbuch, dass ging mir zumindest beim Lesen durch den Kopf. Aber nicht nur die beiden Protagonisten konnten mich überzeugen, auch die Nebenfiguren, wie Annette oder der Priester der Schule, an der David und Annette unterrichten, sind gut ausgearbeitet und wirken lebendig und glaubhaft.
Der mythologische Part der Geschichte hat mir auch gut gefallen. Da ich zufällig vor einer Weile ein Buch gelesen hatte, in dem es um Charon, also den Fährmann, und dem Überqueren des Stix zum Hades geht, war ich gleich von Beginn an neugierig, wie dieser Part mit in die Geschichte einfließt. Nur so viel: auch dieses wurde gut durchdacht in die Geschichte eingebracht.
Mein Fazit:
Ein Buch, das ich nicht als reines Horrorbuch bezeichnen möchte, denn der Autor hat hier noch viel mehr einfließen lassen. Er paart Mythologie mit Gänsehautmomenten und gibt seinen Figuren Leben und Charakter. Atmosphärisch und mit Liebe zum Detail, ohne dabei überzogen zu wirken, konnte mich die Geschichte einfangen und begeistern. Von mir bekommt dieses Buch eine Leseempfehlung an alle Horrorfans, aber auch an alle Leser, die gerne einmal Gänsehautmomente beim Lesen erleben.