Rezension

Überraschend bis zum Ende!

Ich bin unschuldig - Sabine Durrant

Ich bin unschuldig
von Sabine Durrant

Bewertet mit 4 Sternen

Erster Eindruck nach 50 Seiten:
Der Schreibstil ist schön unaufgeregt, die Sätze nicht allzu verschachtelt. Es sind mir mal wieder ein wenig zu viele Beschreibungen der Gegend. Bei mir läuft mehr über das Gefühl als über die Umgebung. Häufig überspringe ich das.
Gaby ist mir sympathisch. Sie hat schnelle Gedankengänge, die andere möglicherweise als unangebracht ansehen würden, mir aber sehr bekannt vorkommen. Manche Gehirne funktionieren so, aber ich schätze genau das wird ihr noch zum Verhängnis, weil “man” es so nicht kennt und nicht so nachvollziehen kann.
Sämtliche andere Personen sind bisher eher unsympathisch. Lediglich ihre beste Freundin, die sehr kurz erwähnt wird, scheint positive Anteile zu haben.
Schon jetzt scheint sich abzuzeichnen, dass es nicht gut für sie laufen wird. Überhaupt nicht gut. Aber ich bin gespannt.

Inhalt:
Gaby findet morgens beim Joggen eine tote, junge Frau. Sie ruft die Polizei und glaubt alles richtig zu machen. Doch ein paar Tage später wird sie selbst unter Mordverdacht verhaftet und ihr bisheriges Leben stürzt langsam in sich zusammen. Gemeinsam mit einem Journalisten versucht sie den Fall selbst aufzudecken, um ihre Unschuld zu beweisen.
Im Ernst. Ich kann dazu nicht mehr sagen ohne zu spoilern. ;)

Fazit:

WOW! Echt jetzt. Ich bin ein Mensch der meistens irgendwo in der Mitte des Buches weiß was passieren wird. Jetzt vielleicht nicht detailgetreu. Aber doch relativ genau. Meistens weiß ich in welche Richtung sich etwas entwickelt. Nicht immer den Weg, aber das Ergebnis. Das ist auch völlig okay so, wenn der Weg spannend beschrieben ist. Dann kommt da im Endeffekt ein gutes Buch bei raus, ich wurde unterhalten und alles ist gut. Aber die richtig, richtig, richtig guten Krimis und Thriller, die überraschen mich. Bei denen hab ich zwar eine gewisse Ahnung und Vermutungen – die ja auch sicher alle so gewollt sind – aber am Ende stehe ich da, mir fällt die Kinnlade runter und ich denke mir WTF?

“Ich bin unschuldig” ist ein solcher Thriller. Als sich auf den letzten 20 Seiten (nein, wirklich nicht früher) abzeichnet worauf es hinaus laufen soll, bin ich völlig entgeistert. So hätte ich das niemals erwartet! Und deswegen ist es unfassbar gut!

Da verzeiht man dann auch die ein oder andere Ungereimtheit der Polizeiarbeit die ich einfach nicht verstehe. Da weisen Hinweise auf ein ganzes Haus hin, aber es wird nur der Teil von ihrem Kleiderschrank durchwühlt. Der vom Mann nicht. Im Ernst? Wenn sie unter Verdacht steht könnte sie doch genauso gut auch ihre Sachen bei ihm in den Schrank stopfen?
Da verzeiht man auch wenn man manchmal jemanden schütteln will, oder etwas wirklich nicht so ganz logisch ist.

Es mag paradox klingen, aber ein klein wenig kommt mir das auch zu unvermittelt. Der Bruch vor der letzten Wendung erscheint mir ein wenig hart und ich musste das Buch gerade noch mal aufschlagen um mir anzuschauen wo genau er statt gefunden hat. Drüber nachdenken wie das zum ganzen Buch passt. Und ja, die Lösung ist super. Wirklich gut, aber sie fühlt sich für mich nicht ganz rund an. Und ich kann es nicht erklären. Auch würde ich dieses Buch vermutlich nicht noch mal lesen, weil es beim 2. Lesen nicht mehr so einschlagen wird. Deswegen ein Stern weniger. Zu einer großen Liebe gehört eben auch, dass man sie häufiger sehen will. ;) Aber es war wirklich, wirklich gut!