Über Normalität und deren Grenzen
Bewertet mit 3 Sternen
Ungefähr bis zur Hälfte war ich ganz angetan von diesem Buch.
Wir sind in Amerika, wo Claire, eine junge, engagierte Lehrerin, plötzlich aus der Bahn gerät. Sie hört ein merkwürdiges Summen, das sie sich nicht erklären kann und für das weder Ärzte, Psychologen noch ihr Umfeld Erklärungen oder Verständnis aufbringen. Sie gerät immer mehr ins Abseits und ist am Verzweifeln, bis sie andere Menschen trifft, die das Summen auch hören und die Ursache herausfinden wollen.
Sehr geschickt werden hier Grenzen ausgelotet. Wie ist es, wenn man nicht der Norm entspricht und was ist überhaupt normal? Wo sind die Grenzen zwischen Glauben, Vermuten oder Wissen. Während einige die reale Ursache des Summens suchen, entwickeln andere eine Theorie über Erdstrahlung oder kosmisches Rauschen. Auch göttliche Intervention wird diskutiert, oder sind sie doch einfach nur geisteskrank?
Was passiert, wenn man die Bahnen des Beweisbaren verlässt? Gilt dann das, was mehrheitlich geglaubt wird? Manche Menschen glauben an einen Gott, der auf Erden wandelte und von einer Jungfrau geboren wurde, ist das normal, nur weil es weltweit immer wieder jemand glaubt?
Leider biegt die eigentlich interessante Geschichte irgendwann in eine seltsame Richtung ab. Claires Schüler Kyle hört das Summen auch, was uns dann auf verschlungenen Wegen zu der Frage bringt, ob es denn schlicht eine bereichernde Erfahrung oder etwa Kindesmissbrauch ist, wenn sich eine Lehrerin spirituell mit ihrem Schüler vereinigt. Das hätte es für meinen Geschmack nicht gebraucht.
An die Sprecherin des Hörbuchs muss man sich ein bisschen gewöhnen. Sie hat eine sanfte, fast naive Stimmfarbe, was nicht so gut zu dem lässigen Erzählstil passt. Es hilft ein bisschen, die Geschwindigkeit zu erhöhen, wirkt trotzdem ein wenig schräg. Es dauert 9 Stunden.
Dem Buch hat mir grundsätzlich gefallen, dem hätte ich vielleicht einen Stern mehr gegeben, das Hörbuch würde ich nicht unbedingt empfehlen.