Rezension

Trotz anstrengender Protagonistin eine Story mit viel Lesespaß :-)

Läuft da was?
von Judith Pinnow

Bewertet mit 4 Sternen

Autorin:
Judith Pinnow wurde am 11.03.1973 in Tübingen als Judith Halverscheid geboren. Sie ist eigentlich gelernte Schauspielerin und lernte ihr Handwerk an der Schauspielschule Ulm und am Lee Strasberg Institute in New York. Von 1994 bis 1997 moderierte sie zunächst den „Disney Club“ und im Anschluss die Nachfolge-Show „Tigerenten-Club“, wo sie ein Moderationsduo mit ihrem heutigen Ehemann Stefan Pinnow bildete. Mit ihm, den drei gemeinsamen Kindern und dem Hund lebt sie idyllisch in der ländlichen Nähe zu Köln. Neben einigen Moderationsjobs und Mitwirkung in  (TV-)Filmen, veröffentlicht sie bereits seit 1997 Publikationen – zunächst Kinderbücher, später auch Kurzgeschichten/Ratgeber. „Läuft da was?“ ist ihr Debüt im Frauenroman-Genre. 2016 erschien von ihr ebenfalls bei Fischer/Krüger der 2. Roman „Versprich mir, dass es großartig wird“ und im August 2017 folgt „Die Phantasie der Schildkröte“.

Handlung:
Die Moderatorin Annabel Förster, 39, hat eigentlich so ziemlich alles im Leben bekommen, was sie sich immer gewünscht hat: Sie ist mit ihrem Traummann, dem Schauspieler Tom, verheiratet, hat drei Wunschkinder und lebt sogar in ihrem Haus mit den blauen Fensterläden, das sie sich immer gewünscht hat. Nur eines bekommt sie nach einem Casting leider nicht: Den heiß ersehnten Moderationsjob einer Samstag-Abend-Show im TV, wo sie doch schon so lange im Nachtprogramm eines eher unbekannten Senders rumkrebst. Und das alles, weil sie nach jahrelanger Familien-Auszeit nun zu alt sein soll für die Prime Time?! Sie beginnt ihr ganzes Leben in Frage zu stellen: Angefangen bei ihrem Aussehen, ihrem Job, der Familie und überhaupt. Und dann taucht auch noch ein jüngerer Mann in ihrem Leben auf, in den sie sich verliebt. Wer oder was kann Annabel wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen, bevor sie noch vollends die Bodenhaftung verliert?

Fazit:
Wenn es dem Cover nach gegangen wäre, hätte ich das Buch wahrscheinlich eher nicht gewählt, weil mich diese Frau auf sandigem Hintergrund, die sich in künstliche Deko-Wellen aus Papier stürzt eher weniger anspricht, auch, wenn man beim Lesen feststellt, dass es durchaus Bezug zur Story hat.
Die 364 Seiten verteilen sich auf 20 (manchmal recht lange) Kapitel mit einem etwas kleineren Schriftbild.
Ich muss sagen, dass ich das Buch erstmal auf mich wirken lassen musste und ein wenig mit mir gehadert habe, was die Rezension anging, weil mich die ganze Geschichte geschmacklich ein wenig hin- und hergerissen hat.
Den Schreibstil von Judith Pinnow mochte ich von Anfang sehr, absolut angenehm, fesselnd und man kommt leicht in die Geschichte rein – bei mir war es so, dass ich ständig weiterlesen wollte, was noch so alles passiert.
Annabel als Protagonistin mochte ich aber irgendwie nicht so sehr: Ich fand sie mit dem Fortschreiten der Story immer noch ein Stück nerviger, oberflächlicher und egoistischer als zu Beginn des Buches – also kurzum: ziemlich anstrengend. Manchmal hätte man sie gern mal durchgeschüttelt und in die Realität zurückbefördert. Eigentlich genau der Typ Frau, den ich nicht so mag: Nur aufs Aussehen fixiert, das natürlich an allem Schuld ist, was in ihrem Leben anders läuft als gewünscht.
Sehr interessant fand ich die kleinen, interessanten, wenn auch wahrscheinlich leicht überzogenen Einblicke in die (scheinbar) glamouröse TV- und Medienwelt. Man merkt beim Lesen, dass sich die Autorin in dieser Welt bestens auskennt und fragt sich sowieso ziemlich oft, wieviel von Judith Pinnow selbst in diesem Buch stecken mag …
Für einen ChickLit-Roman hatte der Roman für meinen Geschmack ein paar Sex-Szenen zuviel, denn ein wirklich guter ChickLit-Roman braucht das gar nicht und lebt vom Weniger an Mehr.
Auch, wenn ich zeitweilig sehr genervt von der Protagonistin war und zum Ende hin fand, dass die Geschichte immer unrealistischer und an den Haaren herbeigezogen war, hatte ich allerdings doch auch so meinen Lesespaß bei dieser Lektüre.
Daher gibt es von mir – zwar recht knappe – aber immerhin doch 4**** Sterne.