Rezension

Tiger und Menschen

Tiger
von Polly Clark

Tiger – Polly Clark 
Es ist schon mal ein total spannendes Thema, das sich die Autorin hier ausgesucht hat: die letzten Amur-Tiger in der russischen Taiga. Die Wildheit und Faszination dieser vom Aussterben bedrohten Tiere bringt Polly Clark hier auch wirklich gelungen rüber. Sie bietet eine völlig neue Sichtweise auf diese wilden Tiere in Not. 
Die Geschichte ist über drei Handlungsstränge aufgebaut, roter Faden sind dabei immer die Tiger. So lernt der Leser als erstes Frieda kennen. Eine Tierwärterin, ursprünglich für die Bonobos zuständig, die schließlich über Umwege bei den Amur-Tigern landet. Frieda ist eine zerstörte Persönlichkeit mit diversen Problemen und Abhängigkeiten. Es liest sich toll, nur schade, dass man plötzlich ganz unvermittelt aus der Handlung gerissen wird. 
 Von England springt die Handlung nun ganz ohne Vorwarnung nach Sibirien zu Tomas. Auch hier wieder eine spannende Geschichte, ein tragisches Schicksal und die Tiger. Und dann noch Teil 3, wir lernen Edit kennen, eine indigene Frau aus einem Dorf im Südosten Sibiriens. Das war mir nun fast eine Geschichte zu viel. Auch das ist wunderbar erzählt, insbesondere der mythische Umgang mit den Tigern wird hier behandelt. Der Leser hat aber sehr lange überhaupt keine Ahnung, wie diese drei Handlungssträngen mit unterschiedlichen Personen und Tigern zusammenkommen sollen. 
Keine Frage, Polly Clark schafft das. Ein großer literarischer Wurf ist es allerdings meiner Meinung nach nicht. Eher spannende Unterhaltungsliteratur, die sich durchaus mal wiederholt. Über etliche Seiten wird beispielsweise eine Episode doppelt erzählt. Erst aus der Sicht eines Menschen, schließlich aus der Sicht eines Tigers. Das hat durchaus etwas für sich, doch weiß man bereits was kommen wird und die Geschichte büßt etwas an Spannung ein.
 Ansonsten hab ich diesen Roman aber wirklich gerne gelesen. Die Tiger sind wirklich faszinierend, die Liebe der Autorin zu diesen Tieren klingt immer wieder deutlich durch. 
Die Personen waren mir insgesamt etwas zu problembelastet, die Schnitte in der Handlung waren mir zu extrem. 
Dennoch gibt es von mir insgesamt noch 4 Sterne.