Rezension

Tiefgründige Geschichte

Moses Lake - Lisa Wingate

Moses Lake
von Lisa Wingate

Bewertet mit 5 Sternen

„…Gott gibt, was er gibt, und nur er weiß die Gründe. Wenn man klug ist, packt man das Geschenk aus, solange man es hat…“

 

Andrea war nach der Scheidung mit ihrem 14jährigen Sohn Dustin ins Ferienhaus der Eltern gezogen. Sie musste sich eine neue Existenz aufbauen und hatte eine Stelle als Sozialarbeiterin angenommen.

Auch für den Ranger Malt war die Arbeit in Moses Lake ein Neubeginn. Er trauerte um Bruder und Neffen.

Moses Lake ist eine texanische Kleinstadt, die an einem See liegt. Die Autorin hat den Ort und seine Bewohner ausführlich beschrieben. Ich als Leser hatte sofort ein Bild der Gegend vor meinen Augen.

Der Roman ist spannend und tiefgründig. Das ist kein Widerspruch, denn einerseits erzählt die Autorin eine abwechslungsreiche Geschichte, andererseits lässt sie mich an den inneren Kämpfen der Protagonisten teilnehmen.

Dustin ist voll in der Pubertät. Er würde seinen Vater als Ansprechpartner brauchen. Der aber baut sich gerade eine neue Familie auf. Im Umgang mit ihrem Sohn steckt Andrea in der Zwickmühle zwischen Beschützerinstinkt und der Möglichkeit, ihn eigene Wege gehen zu lassen. Sehr gut gefallen haben mir an dieser Stelle die Rückblenden in ihre Kindheit und in ihre Ehe.    

Beide, Andrea und Malt, haben nach den Schicksalsschlägen Probleme mit ihrem Glauben. Sehr behutsam finden sie wieder Zugang und Vertrauen zu Gott.

Durch die Berufe der Protagonisten erhalte ich als Leser Einblick in die heutigen Verhältnisse in einer Kleinstadt in Amerika. Malts Gedanken zur Kindererziehung kann ich nur zustimmen. Hier wird deutlich, wie sich manches in den letzten Jahrzehnten geändert hat. Andrea trifft auf zerrüttete Lebensverhältnisse. Gewalt und Ohnmacht treffen häufig aufeinander. Gleichzeitig gibt es ein berührendes Beispiel, dass es keines Reichtums bedarf, um mit einem Kind liebevoll umzugehen.

Die äußeren Umstände lassen sich ändern, wenn die Herzenseinstellung stimmt.

Das Buch lässt sich zügig lesen und hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Die Autorin versteht es, sprachliche Bilder zu malen und Emotionen in Worte zu fassen. Humorvolle dialoge wechseln mit ernsten Themen. Im Buch finden sich viele Sätze, die zum Nachdenken anregen und die es wert sind, im Gedächtnis zu bleiben. Dazu gehört das obige Zitat.   

Schön finde ich, dass jedes Kapitel mit einem Zitat, in kursiver Schrift,  beginnt, dass mit einer stilisierten Welle vom eigentlichen Text getrennt wird.

Das Cover mit der jungen Frau passt zum Text.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt auf unaufdringliche Weise, dass Gott auch heute unser Leben gestaltet, wenn wir ihn lassen. Dabei kann es durchaus auch durch tiefe Täler gehen.