Rezension

Tiefgreifende Geschichte

Wenn der Hoffnung Flügel wachsen - - Janette Oke, Laurel Oke Logan

Wenn der Hoffnung Flügel wachsen -
von Janette Oke Laurel Oke Logan

Bewertet mit 5 Sternen

„...Denn eine Szene des Leides wird zu einer Szene der Freude, wenn das Leiden vorüber ist. Und die leise Erinnerung an geteiltes Leid ist kostbarer als das Glück der Gegenwart...“

 

Beth Thatcher hat ein Jahr lang als Lehrerin im Westen Kanadas gearbeitet. Jetzt ist sie zu ihrer Familie zurückgekehrt. Ihre Mutter empfängt sie mit einer Überraschung. In wenigen Tagen ist eine sechswöchige Kreuzfahrt geplant. Beth ist davon nicht begeistert, denn sie hat sich nach Ruhe im Kreise der Familie gesehnt. Außerdem weiß sie noch nicht, wie es nach den Ferien für sie weitergeht. Sie hofft auf ein Schreiben der Schulbehörde, das ihr eine Anstellung im Westen zusagt. Dort wartet auch ihr Freund Jarrik auf sie.

Nach gutem Zureden von Seiten des Vaters und einem Telefongespräch mit Jarrik beschließt Beth, die Mutter und die Schwestern auf der Kreuzfahrt zu begleiten. Der Vater ist dienstlich verhindert und kann nicht dabei sein. Er hat ihnen aber Emilie Laurent, einen erfahrenen älteren Herrn, als männlichen Begleiter zur Seite gestellt. Außerdem nehmen Edith Montclair und ihre Tochter Victoria an der Reise teil.

Die Geschichte spielt circa 1930. Es ist die Fortsetzung von „Aufbruch ins Ungewisse“. Obwohl ich den ersten Teil nicht kenne, hatte ich keinerlei Probleme, mich in dem Geschehen zurecht zu finden.

Die Autorin hat einen abwechslungsreichen und tiefgründigen Roman geschrieben.

Das enge Zusammenleben auf dem Kreuzfahrtschiff gestaltet sich schwierig. Julie, Beths jüngere Schwester, lernt zwei etwa gleichaltrigen Mädchen kennen und schließt sich ihnen häufig an. Sie reisen ohne Begleitung auf dem unteren Deck und fordern Julie auf, sich nicht zu sehr an die Familie zu binden. Auch Nick, ein junger Mann, schließt sich ihnen an. Julies überschäumende Lebensfreude und ihre Unbekümmertheit lässt sie schnell Freundschaften schließen.

Beth dagegen denkt über ihr schwieriges Verhältnis zu Mutter nach. Gleichzeitig freut sie sich über jeden Brief, den sie von Jarrik erhält. Sie betet intensiv darum, in ihrem Leben die richtigen Entscheidungen zu fällen und den Weg zu gehen, den Gott für sie gelegt hat. Trotzdem genießt sie die Stationen der Reise. Sie versucht, auf Victoria zuzugehen, denn das junge Mädchen ist auffallend zurückhaltend.

Edith Montclair will sich von Emile nicht bevormunden lassen und muss doch häufig feststellen, dass seine Ratschläge besser sind als ihre Alleingänge.

Der Schriftstil ist den Zeitverhältnissen angepasst. Deutlich wird, welch strenge Etikette für junge Frauen aus gutem Haus gilt. Allerdings führt deren behütetes Aufwachsen auch zu Gefahren. Julie muss das bitter erleben. Ihr fehlt das Gespür für Gefahren. Gut gefallen hat mir, dass Beths Gedanken kursiv wiedergegeben werden. Dadurch erhalte ich als Leser einen tiefen Einblick in ihre Seele. Die einzelnen Stationen der Reise werden ausführlich beschrieben. Dabei verstehen die Autoren das Spiel mit treffenden Metaphern.

Die Spannung ist hoch, denn der Leser ahnt schnell, dass es nicht bei einer beschaulichen Kreuzfahrt bleibt. Obiges Zitat zeigt, dass Glaubensfragen einen großen Raum im Buch einnehmen. Dabei geht es vor allem um die persönliche innere Auseinandersetzung mit dem Thema. Nach und nach lernt Beth ihre Mutter von einer anderen Seite kennen. Sie begreift, dass tiefgreifende Ereignisse der Vergangenheit ihre Spuren bei ihr hinterlassen haben und dass sie auf einem festem Glaubensfundament steht.

Eine Personenliste zu Beginn ergänzt das Buch.

Das Cover mit der jungen Frau am Fluss passt zur Thematik.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Themen Glauben und Vertrauen, aber auch Vergeben wurden in einer fesselnden Handlung und in einer interessanten Familiengeschichte umgesetzt.