Rezension

Super Dystopie mit sehr realistischen Protagonisten

Ararat - Melanie Vogltanz

Ararat
von Melanie Vogltanz

Bewertet mit 5 Sternen

„Dies war der Tag, an dem die Welt ertrank.“ Wasser reinigt. Wasser ist Leben. Wasser wäscht alle Sünden fort. Doch was geschieht, wenn auch Technologien, die halbe Menschheit und fast alle Erinnerungen an das Leben, wie wir es kennen, von den Fluten weggespült werden? Alan Derstan findet sich durch seltsame Umstände in einer postapokalyptischen Welt wieder. Ein gottgleicher Herrscher regiert, die Bevölkerung leidet und leise brodelnd regt sich Widerstand. Zwischen dem Aufbegehren und dem Versuch, sich in einer fremden Zukunft zurechtzufinden, entdeckt Alan so manche Regeln dieser neuen Welt, die in seinen Augen besser ein Opfer der Fluten geworden wären. War die Sintflut das Ende oder erst der Beginn einer größeren Katastrophe?

Zu allererst möchte ich mich ganz herzlich bei Melanie Vogltanz , Ingrid Pointecker und selbstverständlich beim Verlag: Ohneohren bedanken für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar. 

Ein Hardcover ist doch schon toll. Aber mit über 500 Seiten doch auch arg schwer, jetzt habe ich Muskelkater. Da sage noch einer Lesen ist keine körperliche Betätigung.

Aber nun zum Buch: Der Hauptprotagonist ist Alan Derstan. Er ist eigentlich im herkömmlichen Sinne nicht als Held zu bezeichnen, aber auch nun wieder nicht als Bösewicht schlechthin. Er ist eigentlich ein Lebemensch wie du und ich. 
Ja und dieser Alan wird ohne sein Zutun in die Zukunft geschleudert. So ca. 100 Jahre später. Und diese Zukunft ist unheimlich, unverständlich und völlig anders. Die Welt wie Alan sie kannte (und wir) wurde von einer Naturkatastrophe der schlimmsten Art fast ausgelöscht. Die Flut hat die Erde mal wieder heimgesucht. 
Alan befindet sich nun in einer Welt in der ein Herrscher sich zum Gott aufgeschwungen hat und diese seine Welt auf grausamste Weise unterdrückt, beherrscht, überwacht, foltert, knechtet. 
Hoffnungslosigkeit steht auf der Tagesordnung.
Trotz allem konnte ich mir an einigen Textstellen, das Lachen nicht verkneifen. Denn Alan hat es mit seinem Sarkasmus sehr oft geschafft, die Situation doch so aufzulockern, das mir vor Lachen die Tränen liefen. Ich weiß, das klingt jetzt makaber.
Irgendwie schafft es Alan immer wieder sich und alle Menschen um ihn rum in Gefahr zu bringen. 
Ich habe ehrlich gesagt noch kein Buch gelesen in dem der Protagonist so gleichbleibend in seiner Ignoranz geblieben ist. Er hat wirklich nie die Heldenrolle übernommen, er ist lieber weg gerannt.
Dadurch wirkt dieses Buch wirklich so überaus realistisch, das ich aufgestanden bin um zu schauen, ob wir nicht bereits wirklich dort angekommen sind. 
Melanie Vogltanz hat in Ararat eine wirklich sehr interessante Welt erschaffen, wo ich niemals landen möchte. Ganz großes Können. Auch dieses Konzept mit Alan finde ich einzigartig. Denn bisher ist in jedem Buch was ich gelesen habe, irgendwer als Held hervorgegangen. 
Die Geschichte ist spannend erzählt aber es wird nicht gehetzt. Es ist keine Geschichte zum Dahinschmelzen. Nein,es regt doch sehr zum Nachdenken an. Doch das ist für mich ja auch der Sinn einer Dystopie. Denn wenn ich was zum Dahinschmelzen lesen möchte, dann greife ich zum Liebesroman. 

Fazit: Eine sehr gut geschriebene Dystopie, die sehr zum Nachdenken anregt. 
Eigentlich ist dieses Buch wirklich eine Hommage an uns alle. Besonders in dieser heutigen Ellenbogengesellschaft, sollte man wirklich mal in sich gehen und überdenken, wie viel Alan in jedem von uns steckt. Eindeutige Leseempfehlung für alle Dystopien - Liebhaber!