Rezension

Super Debüt!

Höllenjob für einen Dämon
von Helen B. Kraft

Bewertet mit 5 Sternen

Zunächst einmal, es wird sicherlich Leute geben, die auf dieses Buch empfindlich bis schockiert reagieren könnten: Lufizer ist nicht nur eine Frau, sondern auch die Ehefrau Gottes – und die beiden haben eine Tochter zusammen. Wem das schon sauer aufstößt, der lässt besser die Finger von diesem Buch und bricht die Rezension auch gleich hier ab. Wer das jedoch für einen interessanten Gedanken hält, der liest bitte weiter.
Shati, Entschuldigung, ich meine natürlich Shatan, wird von Luzifer auf die Erde geschickt, um ihre Tochter Evangelina in die Hölle zu bringen, denn sie hat erfahren, dass Gott die gemeinsame Tochter töten will.
Doch ganz so einfach verläuft diese Familienzusammenführung natürlich nicht. Kaum hat Lina akzeptiert, dass ein Dämon in ihrer Küche steht, werden die beiden von einem Seraph angegriffen. In dem darauffolgenden Kampf verliert Shatan eines seiner Hörner und kann dadurch nicht einfach nach Hel zurückkehren. Die beiden müssen also einen anderen Weg finden, stets gefolgt von dem Seraph, der sie töten will. Auf ihrer Flucht treffen sie auch auf Linas Halbgeschwister Josh (den meisten besser bekannt als Jesus) und Lilith. Die beiden scheinen auf den ersten Blick recht hilfreich, doch ob es dabei bleibt?
Die Figuren sind sehr schön gezeichnet. Zu Beginn fand ich es etwas merkwürdig, dass Lina die ganze Situation scheinbar ohne Probleme akzeptiert, aber schließlich kommt doch noch der »Zusammenbruch«, auf den ich von Anfang an gewartet habe. Lina ist eine tolle Heldin, nett und lieb, ohne dabei naiv und hilflos zu sein. Besonders gefallen haben mir ihre Selbstgespräche, die mich von Anfang an zum Schmunzeln brachten.
Shatan, der dank einer Laune seiner Höllenfürstin im wahrsten Sinne des Wortes herzlos ist, wächst einem dennoch sehr schnell an eben dieses. Er mag ein Dämon sein, aber er hat seine Ehre und beantwortet Linas Fragen auch stets so ehrlich, wie es ihm möglich ist. Der Ärmste muss auch einige Male furchtbar leiden: Das fängt schon an, als Luzifer ihm einen Schwanz mit Quaste verpasst (*räusper* diesen lernt er aber recht interessant einzusetzen), setzt sich fort, als er ein Horn verliert und dadurch zunächst geschwächt ist, bis ein Ersatz gefunden ist und was ihm dann in dieser »Folterkammer« (auch bekannt als Krankenhaus) widerfährt … da hatte ich wirklich Mitleid mit ihm.
Gott und Luzifer hätte ich liebend gern mit den Köpfen aneinandergestoßen, in der Hoffnung, ihnen Vernunft einzubläuen. Der Seraph Gavarel verdient meiner Meinung nach sogar mehrere Schläge auf den Kopf, aber ich fürchte, das hätte bei ihm gar keine Auswirkungen. Von Lilith hätte ich gerne noch mehr gelesen, irgendwie ist sie mir auf verquere Art ans Herz gewachsen. Josh dagegen blieb leider ein wenig blass.
Die Geschichte ist gut geschrieben und liest sich flüssig. Wenn ich nicht gerade krank gewesen wäre, hätte ich es sicher in einer Sitzung durchlesen können, so spielten aber mein Kopf und meine Augen nicht mit. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt, geschmunzelt, gelacht, mitgefiebert und auch ein paar kleine Tränchen verdrückt. Ein wirklich tolles Debüt! Ich will auf jeden Fall mehr von Helen B. Kraft lesen.